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So, dann stellen Sie sich mal oben hin! Dass man nasse Füße bei einer Kontrollfahrt mit einem Rettungsschiff bekommt, hätte ich mir eigentlich denken können. Meine dünnen, schwarzen Lederstiefel verraten meine Unwissenheit. Nun denn, die Bremerhavener Seenotretter sind hier ganz Gentlemen. Ich halte mich also direkt neben dem Steuer fest, als wir tatsächlich auf dem Tochterschiff des Seenotkreuzers Hermann Rudolf Meyer in die raue Nordsee entlassen werden. Eine Erfahrung, die man nur als Journalist/ Blogger oder als Schiffbrüchiger erleben darf. Glücklicherweise zähle ich zu Ersteren.
Bremerhaven empfängt mich mit rauem Wetter: die Wolken tief, dunkelgrau, beinahe wuchtig. Es weht die berühmte steife Brise. Salzwasser liegt in der Luft. Das schrille Gackern der Möwen weckt auch ohne den Blick aufs Meer diese vertraute Gewissheit: ich bin am Meer.
Dieses kühle Oktoberwochenende steht unter dem Motto: »Bremerhaven erleben. Mehr als Du denkst.« Für mich ist es ein Heimspiel, denn ich bin gebürtige Bremerin. Umso schlimmer eigentlich, dass ich bisher nicht mehr als den Zoo in Bremerhaven gesehen habe. Und da war ich in einem zarten Alter, in dem ich nicht mal richtig registrierte, dass ich in Bremerhaven war.
Auf hoher See: zu Gast bei den Seenotrettern
Zurück zu den Seenotrettern, die uns (eine bunte Truppe von Reiseblogger_innen) auf einer Kontrollfahrt mit dem Seenotkreuzer Hermann Rudolf Meyer mitnehmen. Die Seenotretter retten Schiffbrüchige, im Jahr 2015 gab es über 2000 Einsätze und mehr als 500 Gerettete. Ich finde den Arbeitsalltag spannend, denn die Besatzungsmitglieder wohnen tatsächlich an Bord. Es scheint ein spartanisches Leben zu sein, viel Platz und Schnick Schnack gibt es nicht. Neben der noblen Aufgabe, Menschenleben zu retten, fasziniert mich vor allem dieses Leben. Diese Menschen. Es ist schwer in Worte zu fassen, was sie gemein haben. Wir sind ja alle Individuen. Doch vielleicht zieht es einen typischen Schlag Mensch zur See, aufs Meer. Sie sind zurückhaltend und doch aufmerksam. Unaufdringlich höflich. Wortkarg, aber doch humorvoll. Mir sind sie vor allem: sehr sympathisch! Als es für uns wieder an Land geht, wünsche ich mir still, irgendwann einmal wiederzukommen, um ein Portrait dieser Menschen festhalten zu dürfen.
Das Meer auf dem Teller: Kochen im Seefischkochstudio
Frosta, Iglo, Nordsee- die bekannten Marken sind in Bremerhaven angesiedelt. Doch im Seefischkochstudio geht es nicht um irgendwelche Marken, nein, hier steht der Fisch für sich im Vordergrund. Wir kochen ein sagenhaftes Menü. Das Essen: vorzüglich! Und doch ist mein persönlicher Star dieses Kochkurses der Koch selber. Sebastian, der bereits so viel Kompetenz aufweist, dass ich mich wundere, als er mir sein Alter verrät. Man merkt, er liebt seinen Job. Ist nicht nur Profi, sondern mit einer Leidenschaft dabei, die das gewisse Etwas ausmacht. Und das schmeckt man.
Geschichte trifft Gegenwart: das Auswandererhaus
Da, wo das Auswandererhaus in Bremerhaven steht, müssen sich viele dramatische Szenen abgespielt haben: Von hier zogen über 7 Millionen Menschen ins Ungewisse, in die Neue Welt. Die USA, Argentinien, Kanada oder Australien waren ihr Ziel. Welch Hoffnungen, Ängste, Träume und Trauer Millionen Menschen empfanden, als sie einen der Dampfer betraten. Doch auch in unserer Gegenwart ist Migration ein zentrales Thema: 65 Millionen Menschen sind heute weltweit auf der Flucht.
Innovativ, emotional, informativ. So ist das Auswandererhaus. Die Ausstellung nimmt mich sofort mit, vermittelt mir, wie beschwerlich so eine Überfahrt nach Amerika gewesen sein muss. Es geht nicht um bloße Zahlen und Infos, sondern persönliche Schicksale.
Aber auch neuere Migrationsbiografien werden vorgestellt. Ich lese von der Migrationsgeschichte einer syrischen Familie, die seit 2014 in Bremerhaven lebt. Und als ich im Fotoalbum einer türkischen Frau blättere, die als Arbeitsmigrantin nach Deutschland kam, bin ich tief gerührt. Vielleicht liegt das daran, dass mein Vater auch in den 80ern aus der Türkei nach Deutschland kam.
Denn als privilegierte Reisebloggerin mit deutschem Ausweis ist Reisen für mich keine Notwendigkeit, sondern eine selber gewählte Entscheidung. Und damit bin ich eine der Wenigen, die freiwillig ihre sieben Sachen packt und in die Welt zieht. Immer meinen sicheren Hafen im Hintergrund.
Auf Weltreise im Klimahaus
Das Klimahaus besticht direkt durch seine außergewöhnliche Architektur. Ein wenig erinnert es mich an ein Ufo. Gleich zu Beginn bin ich gebannt: Weltreise an einem Tag!
Das Klimahaus lädt zu einer besonderen Weltreise ein. Mit Axel Werner entlang des Längengrades 8° 34′ Ost. Axel Werner ist der Glückspilz, der für das Klimahaus einmal um die Welt reisen durfte. (Ich melde mich hiermit offiziell freiwillig für die nächste Runde :-)). Ich begleite ihn von Bremerhaven in die Schweiz, nach Sardinien, Niger, Kamerun und in die Antarktis. Wir gehen nach Samoa und Alaska. Und auch hier stehen die Menschen im Fokus: wie sich das Klima auf ihr Leben auswirkt.
Die Ausstellung ist innovativ, zum Erleben und Anfassen. Es ist auch ein Weckruf, denn dass der Klimawandel dramatisch ist, wissen wir, wenn wir ehrlich sind, nicht erst, seit Leonardo DiCaprio´s Doku »Before the flood«.
Bremerhaven: Tatsächlich mehr als ich dachte!
Bremerhaven ist: nordisch, rau, mit Geschichte und doch auch dem Blick nach vorn. Typisch: die hohen Containerbrücken und Kräne, das Möwengeschrei und die steife Brise. Innovative Museen, die wirklich berühren und mitreißen. Kulinarisch spannend: vom exquisiten Fischfilet bis zum klassischen Krabbenbrötchen.
Das Beste? Die Menschen, denen ich begegnete: Herzlich, bodenständig, humorvoll, unaufgeregt. Ich komme gerne wieder!
Vielen Dank an Erlebe Bremerhaven für die Einladung nach Bremerhaven.
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