Schon seit langem beschäftigt mich es: Was mache ich aus der Reisedepesche? Muss ich die Seele verkaufen?
Das war’s
Diese Website ist ein Reiseblog über eine Weltreise. Die Reise ist zu Ende, und es wird in absehbarer Zeit keine vergleichbare Unternehmung folgen: Mich zieht es erst einmal nicht auf eine lange Tour hinaus.
Die Reisedepesche ist komplett unkommerziell und privat. Ich habe keinen Cent damit verdient, was auch nie ein Anspruch war. Dadurch habe ich nur das geschrieben, was mir wichtig war – und diese Unabhängigkeit schaffte Glaubwürdigkeit.
Durch den Gewinn des Grimme Online Awards wurde mir eine Menge Aufmerksamkeit geschenkt. Das schmeichelt mir. Und stellt mich nun vor ein Dilemma. Denn normalerweise wäre die Website inhaltlich abgeschlossen, würde noch einige Zeit im Netz herumwabern, bis ich mal keine Lust mehr habe die Kosten zu bezahlen.
Punkt. Und jetzt?
So ist’s
Was mache ich seit meiner Rückkehr? Unter anderem reise ich. Kurz, aber momentan recht regelmässig. In Deutschland, nach Zypern, Peking, Japan und Südafrika: Das ist kein übler Schnitt für ein halbes Jahr. Bis auf die Südafrika-Tour haben diese Touren keinen PR-Hintergrund, sondern ich arbeite. Neben diesen Jobs hatte ich aber immer ein paar Tage, wo ich auf eigene Faust herumstreunen konnte, und darüber habe ich geschrieben. Das ist natürlich nicht ansatzweise vergleichbar mit der Art zu Reisen, die ich vorher betrieben habe. Das ärgert mich insofern, dass ich das Gefühl habe, an Relevanz zu verlieren: ein Ausflug ist etwas anderes als eine Reise.
In Südafrika war ich auf Einladung einer PR-Agentur, und der Sinn einer solchen Reise ist, dass ich darüber schreibe – und möglichst nicht negativ. Sie sind das tägliche Brot für Reisejournalisten – sonst gäbe es fast keine Reiseberichte in den Zeitungen und Magazinen. Reisejournalisten verkaufen die Artikel an Medien und verdienen so ihr Geld. Ich habe nur für meine Website geschrieben, und wenig Rücksicht auf Befindlichkeiten genommen. Trotzdem mache ich damit PR.
Was nun
Immer wieder habe ich Anfragen im Postfach, die auf der Reisedepesche Werbung machen wollen – entweder über bezahlte Links, oder über gesponsorte Artikel. Ich gebe gerne zu, dass es mich lockt. Irgendwie muss ich ja auch mein Brot verdienen, und je weniger Arbeit ich dabei habe, desto besser. Die meisten professionelleren Webseiten sind voll von diesen bezahlten Artikeln über neue Buchungswebseiten, Ausrüstung und den ganzen banalen Scheiß. Es nervt mich auch.
Auch das Kapitel PR-Reisen könnte ich ausbauen. So käme ich zu weiteren kostenlosen Kurzreisen. Das lockert den Alltag sehr hübsch auf. Und vielleicht könnte ich auch den einen oder anderen Artikel verkaufen.
So oder so oder so
Was mach ich nun?
Option 1: Keine halben Sachen. Ich schließe die Reisedepesche für neue Inhalte.
Option 2: Weitermachen. Bin ich unterwegs, schreibe ich mal was, vielleicht auch mal eine PR-Reise zu meinem Spaß, akzeptiere aber keine Werbung oder lasse mir hineinreden. Ich verdiene nichts, und schaue mal, wie lange ihr euch dafür interessiert.
Option 3: Kommerzialisieren. Ich beginne ein neues Kapitel und versuche ein paar Kröten rauszuholen. Meine eigenen Inhalte, daneben aber gesponsorte Links, Artikel über neue Angebote, PR-Reisen. Im bewährten Stil, gekennzeichnet als bezahlte Inhalte. Vielleicht eine Anzeige an der Seite.
Warum schreibe ich das?
Nun, ehrlich gesagt bin ich etwas ratlos. Ich möchte nicht diesen faden Beigeschmack, der bei dem Ausverkauf einer schönen Sache oft entsteht. Andererseits muss ich auch Geld verdienen; und dies mit etwas zu tun, was mir Freude bereitet, wäre schön.
Vielleicht habt ihr dazu eine Meinung? Aufgeben, Weitermachen, Ausbauen oder etwas ganz anderes? Ich würde mich sehr freuen zu lesen, was ihr denkt.



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