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Notizen zu Bratislava

Mein Schlaf­nach­bar im 10-Bet­ten-Dorm, nen­nen wir ihn Mr. Blue, ist vom Leben gezeich­net. Graue Haa­re. Tie­fe Fal­ten gra­ben sich durch sein Gesicht, und erzäh­len mun­te­re Geschich­ten von Dro­gen­ge­nuss und Vase­li­ne.

Sein Plan: Er ver­mie­tet die Lon­do­ner Woh­nung und will von den Ein­nah­men rei­sen. Die Her­aus­for­de­rung: Nie­mand will sei­ne Woh­nung mie­ten. Er reist trotz­dem seit sechs Wochen, aber lang­sam geht das Geld aus. Und so muss er bald, wenn sich kein Lieb­ha­ber gepfleg­ten Lon­do­ner Sozi­al­baus fin­det, sei­nen Jeans-Zwei­tei­ler über­zie­hen, den brau­nen Leder­kof­fer schnap­pen und zurück ins gute alte Lon­don. Das wäre doch scha­de.

Ticket­kauf am Haupt­bahn­hof Bra­tis­la­va: Fahr­kar­ten­schal­ter.
Nach­dem mir däm­mer­te, dass das slo­wa­ki­sche Müt­ter­chen am inter­na­tio­na­len Fahr­kar­ten­schal­ter weder eng­lisch noch (wie hier durch­aus auch üblich) deutsch spricht, wur­de mir klar, dass sie wohl auch blind ist (mei­ne aus­ge­klü­gel­te Zei­chen­spra­che wur­de ver­ständ­li­cher­wei­se igno­riert). Und auch nicht mit durch­schnitt­li­chem Auf­fas­sungs­ver­mö­gen geseg­net war.
Nach etli­chen auf­ge­reg­ten Bespre­chun­gen mit ihrer teil­nahms­lo­sen Kol­le­gin (die schräg hin­ter ihr sit­zend den Arbeits­tag vor­bei­dös­te) konn­te – zu all­ge­mei­ner Zufrie­den­heit und Erleich­te­rung – das Ziel Buda­pest fest­ge­stellt wer­den.
14,20 Euro.

Im Übri­gen hat Bra­tis­la­va eine sehr nied­li­che, kom­plett über­hol­te Alt­stadt (da gin­gen also mei­ne Steu­ern hin, schön ists gewor­den!), gesäumt vom archi­tek­to­ni­schen Klas­si­ker Plat­ten­bau, in dem wohl die Mehr­zahl der 500.000 Ein­woh­ner resi­diert. Auf dem Hügel neben der Burg Bra­tis­la­va kann man einen Cap­puc­ci­no trin­ken, mit Blick. 0,5 Liter Bier für 1,30 Euro. Mei­ne Kon­ver­sa­ti­ons­ver­su­che auf Eng­lisch wur­de meist abschlä­gig beschie­den, Deutsch war erfolg­rei­cher. Auf nach Buda­pest!

Ein paar Fotos.

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  1. Avatar von klys

    Auf dass du bist im Geis­te rege,
    schick ich dir dass auf die­sem Wege:
    Viel Erfolg bei dei­nem Test
    wünscht der Klys aus Buda­pest!
    Bald ist vor­bei der gan­ze Scheiß.
    Namas­te, das ist so nice!

  2. Avatar von Captain Hook
    Captain Hook

    Die­ses Bild­chen schick im Dun­keln,
    passt zu mei­ner Lek­tü­re hört man mun­keln,
    Roman­tik, Roman­tik ruft es mir ent­ge­gen,
    da bin ich bald um kein Wort ver­le­gen (hof­fent­lich ;-)).
    Eichen­dorff, Tieck, Bren­ta­no, Arnim, Nova­lis,
    sind alle mei­ne Freun­de soweit ich es ließ.
    Ein run­des Fest,
    wünsch ich dir in Buda­pest.

  3. Avatar von Imam
    Imam

    Bra­tis­la­va ist nun schon wie­der Ver­gan­gen­heit… da komm ich ja kaum hin­ter­her… Buda­pest ist da sicher­lich eine ande­re Kate­go­rie!!
    Ach ja, die Inge­borg – unse­re neue, attrak­ti­ve Ver­wand­te woll­te ich gern noch in unse­rem Klan will­kom­men hei­ßen – ;)…inter­es­san­te Per­sön­lich­keit, fin­de ich. Was meinst Du?
    Vie­le gute Erfah­run­gen in B.! M.

    1. Avatar von klys

      Inge­borg ist eine ech­te Berei­che­rung, und ich bin froh, dass ich so eine gute, freund­schaft­li­che Bezie­hung haben darf.

  4. Avatar von Susan

    Gefäl­li­ges Igno­rie­ren im eigent­lich doch kun­den­ori­en­tier­ten Ser­vice­busi­ness ken­nen wir auch sehr gut aus Boli­vi­en. Man kann so wun­der­bar igno­riert wer­den, dass man sich schon mal fragt, ob man viel­leicht über Nacht unsicht­bar gewor­den ist. Hach, schön die­se Rei­se­er­fah­run­gen!

    1. Avatar von klys

      als ob eine tarn­kap­pe noch erfun­den wer­den müss­te…

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