„Das kann ich ein­fach nicht ver­ste­hen“, sagt Alex ent­täuscht. „Wie­so willst du dir etwas so Schreck­li­ches anse­hen?“

„Ich weiß nicht. Ich bin neu­gie­rig.“ Wir strei­ten und wer­den nicht einig.

Port Bar­ton, an der West­küs­te Pala­wans. Fried­lich, ja bei­na­he schläf­rig liegt die Sied­lung an einer Bucht, weni­ge Tou­ris­ten fin­den jetzt in der Neben­sai­son den rump­li­gen Weg hier­her. Wir tun nichts, und genie­ßen den all­abend­li­chen Son­nen­un­ter­gang mit einem lecke­ren hoch­pro­zen­ti­gen Red Hor­se Bier. Auch die Bewoh­ner des Ortes schei­nen kei­ne beson­ders hohe Mei­nung von Arbeit zu haben. Doch eine Lei­den­schaft treibt die Män­ner um, und jeden Sonn­tag­vor­mit­tag im Dorf zusam­men: Ihre Häh­ne.

"I understand Hitler" (Greenview Housecat, 2011)

Hah­nen­kämp­fe. Bis­her habe ich das nur im Film gese­hen, und nun ist wohl die Zeit gekom­men mir selbst eine Mei­nung zu bil­den. Cock­fights sind nach Bas­ket­ball die zweit­be­lieb­tes­te „Sport­un­ter­hal­tung“ in den Phil­ip­pi­nen und damit ein inte­gra­ler Bestand­teil der Frei­zeit­kul­tur. Aber was ist das für eine Art von Spaß, zwei Tie­re auf­ein­an­der los­ge­hen zu las­sen, bis eines oder bei­de tot sind?

Vor­war­nung: Arti­kel ent­hält ab jetzt Fotos von Hah­nen­kämp­fen.

Alex­an­der und Emi­lie aus Schwe­den sind mit mir die ein­zi­gen Tou­ris­ten, die sich das Spek­ta­kel anse­hen wer­den. Mehr und mehr Män­ner und Jun­gen des Dor­fes schlen­dern her­bei, eini­ge haben einen Hahn im Arm, man sitzt zusam­men, pala­vert, man­cher Vogel wird prü­fend in den Hän­den gewo­gen, und schließ­lich wird in einem undurch­schau­ba­ren Ver­fah­ren die ers­ten zwei Kon­tra­hen­ten gewählt. Was mir nicht bewusst war, und ich jetzt aus der Nähe beob­ach­te: Jeder Hahn bekommt eine schar­fe, gebo­ge­ne Klin­ge an eines sei­ner Bei­ne geschnürt, die nach hin­ten her­aus­steht. Hm, das ist aber nicht nett, den­ke ich.

Häh­ne mögen sich nicht, und des­we­gen muss man sie nicht zum Kämp­fen ermun­tern. Ob ihnen klar ist, dass dies hier um Leben und Tot geht, ist aber stark zu bezwei­feln. Unter anfeu­ern­den Rufen las­sen die bei­den Besit­zer ihre Häh­ne los – ein Kreis von Män­ner­bei­nen hat sich um die Gla­dia­to­ren von Heu­te geschlos­sen.

Sie plus­tern sich ein­drucks­voll auf, ein kur­zes dro­hen­des Abschät­zen, dann gehen sie wie gestört auf­ein­an­der los. Federn flie­gen. Bei­de lie­gen am Boden. Das ging aber schnell. Die Unter­lei­be sind von den Klin­gen auf­ge­ris­sen, der ers­te macht zit­ternd die Augen zu – ver­lo­ren. Wett­geld wird ver­teilt, die Klin­ge abge­schnürt, der nächs­te Kampf vor­be­rei­tet. Die Häh­ne gehen an den Gewin­ner, sei­ne Fami­lie bekommt heu­te gleich zwei zum Abend­essen.

Den zwei­ten Kampf ent­schei­det ein wacke­rer Ein­äu­gi­ger für sich, er über­lebt – und ich ver­ab­schie­de mich. Ich bin kein Fan. Aber unent­schie­den: Tie­re ster­ben in Unmen­gen jeden Tag für unser Schnit­zel und das knusp­ri­ge Brat­hähn­chen. Lecker ist das, und so harm­los in unse­ren Ohren! Wir machen uns wenig Gedan­ken dar­über. Beim Hah­nen­kampf wer­den die Tie­re auch geges­sen, und das Ster­ben geht schnell. Bis zu ihrem Tod haben sie außer­dem ein außer­ge­wöhn­lich ange­neh­mes Leben.

Aber ich fra­ge mich: Ist es okay, einen Kampf mit siche­rem töd­li­chen Ende zu einem Spek­ta­kel zu machen? Darf man sich über­haupt von einem Kampf unter­hal­ten las­sen? Wo zieht man die mora­li­sche Gren­ze, die einen bru­ta­len Box­kampf noch erlaubt und einen Hah­nen­kampf ver­bie­tet?

Ich füh­le eine gewis­se Ambi­va­lenz – es ist bös­ar­tig, einen töd­li­chen Kampf zu Unter­hal­tungs­zwe­cken zu orga­ni­sie­ren. Aber war­um fas­zi­niert es?

Erschienen am



  1. Avatar von Maik

    Mich fas­zi­nie­ren Hah­nen­kämp­fe defi­nitv nicht, dafür aber Port Bar­ton. Dort war ich sogar zwei mal (Anfang 2013) , weil ich mich dort so wohl gefühlt habe. Die Gesprä­che mit den Ein­hei­mi­schen auf der Dorf­stra­ße, Bas­ket­ball­tur­nier auf dem Dorf­platz, dazu Strand und Resort gleich direkt im Dorf – ide­al.

  2. Avatar von othis
    othis

    ich will auch nicht wer­ten – steht mir nicht zu, kei­ne berech­ti­gung.

    macht mich aber trau­rig, wie lebe­we­sen ande­re lebe­we­sen im todes­kampf zur belus­ti­gung benut­zen.

    mehr nicht.

    1. Avatar von klys

      ganz schön kom­pli­ziert, was

  3. Avatar von Philipp
    Philipp

    Eher ver­an­stal­te ich nen Hah­nen­k­apf auf­’m Wein­hei­mer Markt­platz, als dass ich auf den Ber­lus­co­ni mit gutem Schnaps ansto­ße. Unser Toast wird anders klin­gen. Und: mann, sind da vie­le Recht­schreib­feh­ler in mei­nem Text. Und: @Joanna samt Johan­nes‹ Ant­wort: seh ich alles genau­so. Denn wir wis­sen mehr als frü­her, sind aber kei­nes­wegs schlau­er. Wie wir sehen, dür­fen wir nie­man­den schla­gen, man­che frö­nen aber dem Schla­gen im Fern­se­her beim Box­kampf. Jede Kul­tur hat ihre Kon­ven­tio­nen und gleich­zei­tig Ven­ti­le für die, die ihre lie­be Not mit den Kon­ven­tio­nen haben. Aber in D sind die Men­schen jeden­falls nicht bes­ser als woan­ders. Okay, letz­te­re Platt­heit sag ich nur, weil ich am WE im Zug beob­ach­ten muss­te, wie ein jun­ge Tür­kin, die wegen Über­fül­lung des Zuges auf einer Trep­pe Platz genom­men hat­te, ange­rem­pelt und geschubst wur­de, dass es ein Grauß war. Sie konn­te sehr gut deutsch, hat­te ein fröh­li­ches und gut erzo­ge­nes Kind, und sehr nett und auf­ge­schlos­sen. Und ein Kopf­tuch. Aber man­che Leu­te in Deutsch­land kapie­ren es halt gar­nicht. Und dem­ge­gen­über find ich nen Hah­nen­kampf schon gar­nicht mehr schlimm… Inter­es­sant, das mit der »Män­ner-Hypo­the­se«.

  4. Avatar von Cici

    Schoen wars da! Erin­ne­run­gen kom­men hoch und lei­der habe ich kei­nen Kampf gese­hen. Hab ueber­all nach­ge­fragt, aber in Tay­Tay war der naechs­te Kampf erst fuer Sams­tags angesetzt…Da war ich schon wie­der weg…Und ja! Ich haet­te sel­bi­ges getan.…

    1. Avatar von klys

      ja, es ist wirk­lich schön da… vor allem, wo es so leer ist in der low sea­son!

  5. Avatar von lisa
    lisa

    jeden tag schau­en tau­sen­de von uns fern­se­hen, kri­mis, action­fil­me, spie­len merk­wür­di­ge spie­le und in den zei­tun­gen und zeit­schrif­ten wird jeder unfall, jedes atten­tat, jedes unglück ect…ausgeschlachtet, beleuch­tet und wir sit­zen begeis­tert – ange­eckelt davor…
    das ist auch unse­re kul­tur.…
    moral, este­tik, wer­te sind schwer zu ver­ste­hen…

    1. Avatar von klys

      ja, ich den­ke seit län­ge­rem dar­über nach, und ich fra­ge mich in wie weit das gesell­schaft­lich ver­ur­sacht wird, oder ein »natür­li­cher« (viel­leicht böser) zug des men­schens ist. viel­leicht wer­de ich doch irgend­wann den arti­kel ver­öf­fent­li­chen, den ich geschrie­ben, aber mich noch nicht getraut hab ihn zu ver­öf­fent­li­chen 🙂

  6. Avatar von Imam
    Imam

    Und ich erst…:-)!!!
    Ansons­ten: wie­der­mal sehr infor­ma­tiv, inter­es­san­te Gedan­ken und Super­fo­tos – man ist wie gebannt dabei und hält den Atem an.…!! Arme bichos…!

    1. Avatar von klys

      dan­ke, bis mor­gen! 😀

  7. Avatar von Amuwe
    Amuwe

    dan­ke für den guten Bei­trag und die gelun­ge­nen Fotos! Wir freu­en uns aufs Wie­der­se­hen in Bingen!Gute Heimreise!Viel erfolg in Köln!!

    1. Avatar von klys

      ja, ich freu mich auch sehr!

  8. Avatar von HJK
    HJK

    Wie wär´s in Kür­ze mit rhei­ni­schen Sau­er­bra­ten und Klö­ßen – has­te Appe­tit drauf?? Nach 406 Tagen – oder has­te einen ande­ren Vor­schlag?? ITAV

    1. Avatar von klys

      end­lich mal ein sinn­vol­ler bei­trag. klingt per­fekt, alter­na­tiv lie­be ich auch den gedan­ken an eine knusp­ri­ge enten­brust (natür­lich nur von glück­li­chen enten) 😉

  9. Avatar von Till
    Till

    geil, ich war im sel­ben Resort und ken­ne die Kat­ze ^^

    1. Avatar von klys

      😀 kennst du auch die ande­re, die über­haupt nicht reagiert, egal was man macht? sie ist unglaub­lich unin­ter­es­siert…

    2. Avatar von Till
      Till

      nee, aber ich ken­ne die Hun­de alle, die haben unse­ren hal­ben Bar­ra­ku­da beim BBQ gefres­sen, als wir kurz unauf­merk­sam waren 🙂

  10. Avatar von Joanna
    Joanna

    Sehr span­nend. Und ich muss mal wie­der fest­stel­len, dass mein Sozio­lo­gie­stu­di­um nicht für die Katz ist. Habe vor Jah­ren mal ein Refe­rat zum Bali­ne­si­schen Hah­nen­kampf gehal­ten und eine Haus­ar­beit dar­über geschrie­ben.
    Hier nur ein paar Ideen des Sozi­al­an­thro­po­lo­gen Clif­ford Geertz (1971) zur Inter­pre­ta­ti­on des Bali­ne­si­schen Hah­nen­kampfs (natür­lich sind das nur sei­ne Inter­pre­ta­tio­nen):
    Der Hahn hat in der all­täg­li­chen, bali­ne­si­schen Spra­che eine wich­ti­ge Bedeu­tung und wird in vie­len Sinn­bil­dern und Meta­phern benutzt (meis­tens um das Ver­hal­ten und Eigen­schaf­ten von Män­nern zu beschrei­ben, aber auch Hochs­ta­bler [Gockel ohne Schwanz] oder auch Gerichts­ver­hand­lun­gen wer­den mit Hah­nen­kämp­fen ver­gli­chen).
    Bali­ne­sen haben eine star­ke Abnei­gung gegen tie­ri­sches Ver­hal­ten unter Men­schen (Babys dür­fen nicht krab­beln, jun­gen Män­nern wer­den die Zäh­ne abge­schlif­fen), aber im Hah­nen­kampf ver­schmel­zen Mann und Tier. Somit ist es qua­si ein Kampf der Män­ner und nicht der Tie­re.
    Vor der hol­län­di­schen Inva­si­on 1908 war der Hah­nen­kampf expli­zi­te gesell­schaft­li­che Ange­le­gen­heit und es war obli­ga­to­risch zu einem wich­ti­gen Kampf einen Hahn mit­zu­brin­gen. Es kam zu Steu­er­ein­nah­men durch den Kampf auf dem Markt­platz.
    Beim Wet­ten ist wich­tig, dass die Haupt­per­so­nen jeweils den glei­chen Wett­ein­satz leis­ten. Die Zuschau­er kön­nen unter­schied­lich wet­ten.
    Je höher die Wet­ten des­to glei­cher die Kampf­geg­ner. Um glei­che Bedin­gun­gen zu schaf­fen wer­den die Spo­ren z.T. ver­schie­den befes­tigt.
    Der sozia­le, sym­bo­li­sche Wert des Kamp­fes ist bei „tie­fen“ Spie­len ent­schei­dent (Sta­tus), nicht der mone­tä­re. Wobei natür­lich das Geld nicht unwich­tig ist, da es sich wirk­lich um hohe Beträ­ge han­delt. Es gibt nur wenig Spiel­süch­ti­ge, denen es nur aufs Geld ankommt. Alle wis­sen sonst, dass eigent­lich die meta­pho­ri­sche Ebe­ne des „Spiels“ ent­schei­dent ist. Das Spiel ist die Über­füh­rung der bali­ne­si­schen Sta­tus­hier­ar­chie in den Hah­nen­kampf. Es gibt kei­ne Wet­ten gegen Häh­ne aus dem Ver­wand­schafts­kreis. Ver­wand­schafts­grup­pen bil­den mit ande­ren Ver­wan­schafts­grup­pen Alli­an­zen.
    Bei Kämp­fen zwi­schen Dör­fern wer­den ten­den­zi­ell die Häh­ne aus dem eige­nen Dorf unter­stützt.
    Sel­ten Kämp­fe inner­halb von Grup­pie­run­gen. Ver­fein­de­te Grup­pie­run­gen wet­ten stark gegen­ein­an­der um die Männ­lich­keit des Ande­ren zu unter­gra­ben.
    Man fragt Ver­wand­te nicht, auf wen sie set­zen, den dann wäre es unhöf­lich auf den ande­ren Hahn zu set­zen. Bei Über­schnei­dun­gen von Loya­li­tä­ten wird vom Wet­ten lie­ber abge­las­sen. Jugend­li­che, Unter­ge­be­ne und Frau­en wet­ten nicht.
    In dem Mas­se, wie gewähr­leis­tet ist, dass sich in einem Kampf Per­so­nen 1) die nahe­zu sta­tus­gleich sind und /​ oder 2) mit hohem Sta­tus ein­an­der gegen­über ste­hen, wird der Kampf tie­fer.

    Je „tie­fer“ der Kampf,
    – des­to enger die Iden­ti­fi­ka­ti­on von Hahn und Mann,
    – des­to bes­se­re und eben­bür­ti­ge Häh­ne kom­men zum Ein­satz,
    – des­to mehr Emo­tio­nen sind im Spiel,
    – des­to höher die Wet­ten,
    – des­to wich­ti­ger die sta­tus­mä­ßi­gen Fol­gen.

    Nor­ma­ler­wei­se scheut sich der Bali­ne­se vor öffent­li­cher Gewalt und Kopf-gegen-Kopf-Aggres­si­vi­tät. Der Kampf ist kein Abbild der zwi­schen­mensch­li­chen Rea­li­tät, aber Aus­druck des­sen, wie es wahr­ge­nom­men wird.

    Was sagt Johan­nes zu den Inter­pre­ta­tio­nen?
    Und war­um darf man in Deutsch­land nie­man­den auf der Stra­ße ver­prü­geln, aber im insti­tu­tio­na­li­ser­ten Rah­men eines Box­kamp­fes über­tra­gen wir es deutsch­land­weit in jedes Wohn­zim­mer?
    Ich hoff­te durch mein Stu­di­um vie­le Ant­wor­ten zu bekom­men und stel­le fest, dass ich nur Fra­gen bekam :).

    1. Avatar von klys

      hihi, fan­tas­tisch. es gab bestimmt immer gesell­schaft­li­che stra­te­gien, um die men­schen ruhig zu hal­ten und pro­ble­me zu lösen oder zu umge­hen. ob man des­halb römi­sche gla­dia­to­ren­kämp­fe heu­te noch gut­heis­sen wür­de, oder doch als bar­ba­risch beschreibt? hat sich der mensch wirk­lich wei­ter­ent­wi­ckelt, oder ist es nur eine ganz dün­ne decke der »zivi­li­sa­ti­on«, die über uns liegt, und bei der gerings­ten kri­se zer­fällt?

  11. Avatar von Michael
    Michael

    Ande­re Län­der, ande­re Sit­ten.
    Wenn das zur Kul­tur der Phil­ip­pi­nos gehört will ich mir kein Urteil erlauben.Wir haben ja genug an unse­rer eige­nen Nase zu tun.

    1. Avatar von klys

      schon rich­tig. das mit der nase. ich fin­de es trotz­dem span­nend, ins­be­son­de­re den reiz, den etwas doch fie­ses hat in vie­len men­schen, mich ein­ge­schlos­sen. was sagt das über mich aus? will ich so sein?

  12. Avatar von Philipp
    Philipp

    vier­te Zei­le: »…und die Phil­ip­pi­nos dür­fen das unter Umstän­den legal machen.«

    1. Avatar von klys

      macht sinn 😉

  13. Avatar von Susie
    Susie

    Inter­es­san­ter Dis­kurs. Aber wür­dest du dir das ein zwei­tes Mal anse­hen?

    1. Avatar von klys

      ich den­ke nicht. es ist viel­leicht nurein detail, aber die­se klin­gen­ge­schich­te am bein hat mich doch sehr abge­schreckt – es zeigt so deut­lich den ein­griff des men­schen und den tötungs­wil­len.

  14. Avatar von Philipp
    Philipp

    Ein Rechts­bruch von Strauss-Kahn oder 11 Jah­re Rechts­brü­che von Ber­lus­co­ni unter ste­tig ver­such­ter Ände­rung der recht­li­chen Umstän­de in Ita­li­en. Das ist für mich wie ein Hah­nen­kampf auf der einen Sei­te und die däm­li­che Mas­sen­tier­hal­tung auf der ande­ren Sei­te. Denn: ein Hah­nen­kampf mag ein Rechts­bruch sein, jeden­falls aus unse­rer Sicht. Aber er ist prin­zi­pi­ell »ein­ma­lig«, offen, und die Phil­ip­pi­nos. Das ändert nichts dar­an, dass es (aus unse­rer kul­tur­be­ding­ten Sicht) ein Ver­stoß gegen Tier­schutz­ge­set­ze ist. In D ist es ver­bo­ten, Tie­re auf­ein­an­der zu het­zen. In Deutsch­land ist es aber rech­tens, Tie­re in klei­nen Käfi­gen zu hal­ten, zu mäs­ten etc. Wenn der Hüh­ner­hof die Käfi­ge ent­spre­chend der gesetz­li­chen Vor­ga­ben dann auch gera­de so groß gestal­tet, dass das Ord­nungs­amt nicht meckert, sind alle zufrie­den, und ich kann mir bei Aldi ein gan­zes Huhn für 1,75 Euro. Das ist das Schlim­me. Strauss-Kahn kriegt sei­ne Stra­fe, wenn er schul­dig ist, oder halt nicht, wenn ihm die Schuld nicht nach­ge­wie­sen wer­den kann. Aber der Ber­lus­co­ni, der bleibt der wickelt seit einem Jahr­zehnt die Men­schen ein und rich­tet dem Sys­tem Scha­den an. Wer Hah­nen­kampf betreibt, wird bestraft (bei uns). Wer Hüh­ner­fleisch oder sonst was für Fleisch bil­lig her­stellt und (man muss sich an sei­ne eige­ne Nase packen) für in Rela­ti­on zu ande­rern Din­gen unfass­bar wenig Geld ein­kauft, der macht mit im Sys­tem. Straf­frei. Äh, das soll auch so blei­ben – aber wir sind halt alle klei­ne Ber­lus­co­nis.
    Hach, das hat jetzt Spaß gemacht, über den Scheiß-Ber­lus­co­ni zu läs­tern!

    1. Avatar von klys

      inter­es­sant, wie jeder sei­ne eige­nen aspek­te hin­ein­bringt… auf den ber­lus­co­ni soll­ten wir mit nem bir­nen­schnapps anstos­sen, er hat zumin­dest – wie der hah­nen­kampf – einen erstaun­lich hohen unter­hal­tungs­wert!

  15. Avatar von Anita
    Anita

    Die Fas­zi­na­ti­on des Todes besteht und wird wei­ter bestehen.
    Öffent­li­ches schlach­ten, töten hin­rich­ten, wird immer (noch) ver­folgt… Egal ob Tier oder Mensch.
    Ob das nur an der Neu­gier liegt?

    1. Avatar von klys

      ich bin schon län­ger am rät­seln, was das eigent­lich für eine eigen­schaft ist, die fas­zi­na­ti­on am tod, am bösen, an der kata­stro­phe, auch bei mir. viel­leicht kannst du es mir erhel­len, wir soll­ten mal nen kaf­fee drauf trin­ken gehen.

    2. Avatar von Anita
      Anita

      Ich hab die­se Affi­ni­tät, die schein­bar fast natür­lich ist, auch nie ver­stan­den. Ob ich die Ener­gie für die­se Glüh­lam­pe auf­brin­gen kann weiss ich nicht. Aber die­se Unter­hal­tung ver­spricht mehr als Inter­es­sant zu wer­den. Ich werf schon­mal die Kaf­fee­müh­le an 😉 Gute Rei­se!

  16. Avatar von Guido
    Guido

    Hah­nen­kampf ist häß­lich. Mas­sen­tier­hal­tung ist aber hun­dert mal häß­li­cher. Dem Geflü­gel ergeht es bei der Mas­sen­tier­hal­tung mit Abstand am Übels­ten. Die meis­ten Men­schen haben kei­ne Ahnung, wie schlimm die Zustän­de wirk­lich sind. Wol­len kei­ne Ahnung haben, sonst bleibt das Hähn­chen­brust­fi­let im Hals ste­cken.

    Die Hähn­chen in der Mas­sen­tier­hal­tung sind extrem über­züch­tet, damit sie mög­lichst schnell viel Fleisch an der Brust anset­zen und kön­nen wegen absur­der Pro­por­tio­nen kaum lau­fen. Vie­le haben über Wochen gebro­che­ne Bei­ne. Mit der Mani­pu­la­ti­on von Licht, Anti­bio­ti­ka wer­den die Tie­re in einem Zustand gehal­ten, in dem sie die Tor­tur der Tur­bo­mäs­tung gera­de so über­le­ben kön­nen. Die Tie­re in der Mas­sen­tier­hal­tung haben in ihrem kur­zen Leben kei­ne ein­zi­ge schö­ne oder natür­li­che Minu­te.

    1. Avatar von klys

      klingt fies. ich nei­ge auch dazu, mei­ne augen zu schlies­sen – man macht sich das leben sehr schwer, wenn man sich über unse­re nah­rungs­pro­duk­ti­on infor­miert. mitt­ler­wei­le nei­ge ich aber dazu, die­se din­ge nicht mehr mit­ver­ant­wor­ten zu wol­len – auch im eige­nen inter­es­se. mal sehen, wie die rea­li­tät aus­sieht…

  17. Avatar von Jenny
    Jenny

    Gute Fra­ge… am Ende hat es mich min­des­tens genau­so nach­denk­lich gestimmt wie dich. Ich den­ke das vor­her­ge­hen­de aus­ser­ge­wöhn­lich ange­neh­me Leben ist mehr wert als Mas­sen­tier­hal­tung mit schnel­lem, uner­war­te­ten Tod, der, wenn man den Tier­schüt­zern glaubt, oft­mals dann doch noch sehr grau­sam und unwür­dig ist. Da kann man über die Grau­sam­keit der Klin­ge wohl noch­mal hin­weg­se­hen, wenn am Ende doch »ster­ben« ange­sagt ist. Dann doch wohl lie­ber so!?

    Ach­ja und die arme Kat­ze muss wohl auch kämp­fen –> mit Vor­ur­tei­len, dank ihres natur­ge­ge­ben Aus­se­hens 😉

    1. Avatar von klys

      man kann das gan­ze sicher­lich aus sehr ver­schie­de­nen stand­punk­ten betrach­ten. und aus die­ser sicht hast du recht. ich fin­de es schwer, aus der eige­nen kul­tur her­aus­zu­tre­ten; und noch schwe­rer mora­li­sche ideen kul­tur­über­grei­fend fest­zu­le­gen. eine fra­ge ist: kann man etwas gut­heis­sen, nur weil es noch schlim­me­re alter­na­ti­ven gibt? eine ande­re: dür­fen wir uns über­haupt urtei­le erlau­ben, wenn wir stän­dig selbst eine dop­pel­mo­ral leben? und die letz­te: darf eine kat­ze mit hit­ler sym­pa­thi­sie­ren, ohne dass sie gesell­schaft­lich geäch­tet wird? 😉

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