„Das kann ich einfach nicht verstehen“, sagt Alex enttäuscht. „Wieso willst du dir etwas so Schreckliches ansehen?“
„Ich weiß nicht. Ich bin neugierig.“ Wir streiten und werden nicht einig.
Port Barton, an der Westküste Palawans. Friedlich, ja beinahe schläfrig liegt die Siedlung an einer Bucht, wenige Touristen finden jetzt in der Nebensaison den rumpligen Weg hierher. Wir tun nichts, und genießen den allabendlichen Sonnenuntergang mit einem leckeren hochprozentigen Red Horse Bier. Auch die Bewohner des Ortes scheinen keine besonders hohe Meinung von Arbeit zu haben. Doch eine Leidenschaft treibt die Männer um, und jeden Sonntagvormittag im Dorf zusammen: Ihre Hähne.
Hahnenkämpfe. Bisher habe ich das nur im Film gesehen, und nun ist wohl die Zeit gekommen mir selbst eine Meinung zu bilden. Cockfights sind nach Basketball die zweitbeliebteste „Sportunterhaltung“ in den Philippinen und damit ein integraler Bestandteil der Freizeitkultur. Aber was ist das für eine Art von Spaß, zwei Tiere aufeinander losgehen zu lassen, bis eines oder beide tot sind?
Vorwarnung: Artikel enthält ab jetzt Fotos von Hahnenkämpfen.

Hähne mögen sich nicht, und deswegen muss man sie nicht zum Kämpfen ermuntern. Ob ihnen klar ist, dass dies hier um Leben und Tot geht, ist aber stark zu bezweifeln. Unter anfeuernden Rufen lassen die beiden Besitzer ihre Hähne los – ein Kreis von Männerbeinen hat sich um die Gladiatoren von Heute geschlossen.
Sie plustern sich eindrucksvoll auf, ein kurzes drohendes Abschätzen, dann gehen sie wie gestört aufeinander los. Federn fliegen. Beide liegen am Boden. Das ging aber schnell. Die Unterleibe sind von den Klingen aufgerissen, der erste macht zitternd die Augen zu – verloren. Wettgeld wird verteilt, die Klinge abgeschnürt, der nächste Kampf vorbereitet. Die Hähne gehen an den Gewinner, seine Familie bekommt heute gleich zwei zum Abendessen.
Den zweiten Kampf entscheidet ein wackerer Einäugiger für sich, er überlebt – und ich verabschiede mich. Ich bin kein Fan. Aber unentschieden: Tiere sterben in Unmengen jeden Tag für unser Schnitzel und das knusprige Brathähnchen. Lecker ist das, und so harmlos in unseren Ohren! Wir machen uns wenig Gedanken darüber. Beim Hahnenkampf werden die Tiere auch gegessen, und das Sterben geht schnell. Bis zu ihrem Tod haben sie außerdem ein außergewöhnlich angenehmes Leben.
Aber ich frage mich: Ist es okay, einen Kampf mit sicherem tödlichen Ende zu einem Spektakel zu machen? Darf man sich überhaupt von einem Kampf unterhalten lassen? Wo zieht man die moralische Grenze, die einen brutalen Boxkampf noch erlaubt und einen Hahnenkampf verbietet?
Ich fühle eine gewisse Ambivalenz – es ist bösartig, einen tödlichen Kampf zu Unterhaltungszwecken zu organisieren. Aber warum fasziniert es?

















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