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Digitale Nomaden. Reisen und dabei Geld verdienen, nur mit dem Laptop. Ungebunden, dort, wo man will. Keine Verpflichtungen, kein materieller Ballast. Frei!
Das ist, was mir immer stärker auf allen möglichen Kanälen entgegen schallt, auf Reiseblogs, Social Media oder Spiegel Online. Zehn Schritte zum Glück: so wirst du Nomade, so wirst du glücklich!
Warum mich das ziemlich nervt, führe ich hier aus.
1. Toll: Reisen
Kaum zu übersehen ist, dass ich Reisen ganz großartig finde. Nichtsdestotrotz möchte ich dies zu Anfang aber noch mal deutlich sagen: Reisen ist zu meinem größten Hobby und manchmal auch Beruf geworden, und ich liebe es. Doch es ist nicht alles.
2. Schade: Wegsein
Denn es ist manchmal sehr schade, weg zu sein. Gerade auf langen Reisen verpasst man wichtige Ereignisse: glückliche – und traurige. Man verpasst es, mit seinen Freunden ohne besonderen Grund gemeinsam zu kochen und ein paar Flaschen Rotwein zu trinken. Man verpasst die Geburt des ersten Kindes der besten Freundin. Man verpasst eine Party des Jahrhunderts (oder so).
3. Immer: Kompromiss
Die meisten Dinge im Leben müssen ein Kompromiss sein. Es gibt immer ein entweder/oder. Entweder ich bin hier, oder ich bin dort. Entweder ich mache Urlaub oder ich verdiene Geld. Beides geht eigentlich nicht, und wer das nicht aushält hat ein echtes Problem – ich kann nicht auf zwei Hochzeiten zur selben Zeit tanzen. Also muss ich Prioritäten setzen.
Das Digitale Nomadentum verspricht nun die Lösung von einem dieser Kompromisse: Gleichzeitig Reisen UND Geld verdienen. Das ist natürlich wundervoll, und funktioniert mit etwas Geschick auch. Dagegen habe ich überhaupt nichts.
Welches Dilemma löst es nicht? Den Verlust dessen, was man unter dem schönen Wort Heimat zusammenfassen könnte.
4. Fehlt: Heimat
Aber braucht ein Nomade denn eine Heimat? Ist das nicht sogar ein Widerspruch?
Das wirft zwei Fragen auf. Erstens: Was ist ein Nomade? Und zweitens: Was ist Heimat?
Nomaden im herkömmlichen Sinn reden nicht nur mit ihren Schafen. Normalerweise ziehen sie mit ihren Familien umher, haben also die wichtigsten Menschen immer bei sich. Sie ziehen auch nicht umher weil sie soviel Spaß am Verreisen haben. Sondern weil es für sie notwendig ist um zu überleben.
Sich als Reisender selbst Nomade zu nennen ist vor diesem Hintergrund eine ähnlich verquere Romantisierung des Begriffs, wie es in unserem Umfeld gerne auch beim Wort Zigeuner vorkommt. Fast keiner der neuen „Nomaden“ zieht wirklich durch die Welt, und lebt das, was der Begriff impliziert. Zumeist hat man seinen schön geregelten Wohnsitz in Deutschland und geht überdurchschnittlich oft ins Ausland. Und dann kommt man wieder.
Es mag kleinlich sein, aber ich finde, dass „Nomade“ ein Wort ist, was das Tatsächliche überhöht.
Das mag ich nicht.
Und dann die Heimat. Jeder definiert sie anders. Für den einen ist es wichtig, vom Bäcker mit Namen begrüßt zu werden. Für andere bedeutet es vor allem, langfristig soziale Bindungen pflegen zu können. Das Letztere gilt für mich.
Heimat bedeutet sich zu binden. Ob an einen Ort oder an andere Menschen, das ist individuell unterschiedlich. Ein konsequent herumreisender Digitaler Nomade kann solche Bindungen nach Hause nur über ein Glasfaserkabel pflegen. Das geht zwar, begrenzt, doch man kann sich nicht umarmen, man kann nicht zusammen ein Bier trinken. Es ist definitiv nicht vergleichbar mit direktem Kontakt.
Doch trifft man nicht auch so jede Menge Menschen, quasi überall? Natürlich. Aber in der Regel sind dies zwar oft erquickliche, und durchaus auch persönliche Begegnungen – meist aber von begrenzter Dauer.
5. Seltsam: Religion
Doch diese Dinge werden selten erwähnt. Ich habe mehr den Eindruck, dass das Digitale Nomadentum in einen quasi religiösen Status gehoben wird – mit den seltsamen Blüten, die die Überhöhung einer sehr irdischen Sache mit sich bringt.
6. Hässlich: Mission
Vieles, was geschrieben wird, finde ich gut und wichtig. Der Punkt, der mir unangenehm aufstößt, ist ein gewisser missionarischer Eifer, der oft mitklingt. Als gäbe es keine annehmbare Alternative dazu, einen minimalistischen, „nomadischen“ Lebensstil zu führen. Als wäre nur dies der Weg zum Paradies (und seinen Jungfrauen).
Natürlich wird dies so nicht formuliert. Ich spüre es aber heraus, aus den Zehn-Punkte-Plänen, aus den Ratgebern und vor allem dann, wenn neue Gläubige ohne besondere Erfahrung in diesem Feld begeistert das Heilsversprechen verbreiten: Yes, ich bin neuer Digitaler Nomade und bin jetzt wirklich echt doll glücklich! Werde du es auch!
7. Schön: Differenzierung
Doch so wird es nicht sein: Denn alles Tolle (und das ist das Reisen in vielen Punkten) hat seine Kehrseite. Ein rundes Bild über die Lebensart, die sich momentan Digitaler Nomade nennt, zu vermitteln – das würde ich mir wünschen. Mehr inhaltliche Tiefe, als nur die besten Tipps um Geld zu sparen. Mehr kritische Selbstreflexion, das fände ich wirklich spannend.
Ist Digitales Nomadentum wirklich eine Alternative zu einem konventionelleren Lebensstil? Oder ist es nur eine Variante vom Reisenden, der doch nach ein oder zwei Jahren in der Welt nach Hause kommt und eine Familie gründet? Wer will und kann das füllen, was als Versprechen verbreitet wird?
Das würde mich interessieren. (Und nicht die 312. Bucketlist und die 25 neuesten Arten, unterwegs Geld zu verdienen, suchmaschinenoptimiert getextet).
Zusatz vom 11.Oktober – neue Beiträge zum Thema:
Oli vom Weltreiseforum: Kommentar: Was dir die digitalen Nomaden nicht verraten
Auf Reisemeisterei: Bloggen ist nicht alles
Florian vom Flocblog: Warum das Leben als digitaler Nomade nichts für Dich ist
Conni von Planet Nomad: Hey Kritiker, I love you
Tim von Earthcity: Digitale Nomaden – Der Weg zum ultimativen Glück?
Ein neuer, sehr lesenswerter Beitrag kommt von Tim von Earthcity: Brauchst du überhaupt Ortsunabhängigkeit?
Erschienen am
Antworten
Hallo,
zum Thema Reisen und auch Auswandern mit Visa Karten und vorallem in Kombination mit Kryptowährungen möchte ich Euch meinen Artikel empfehlen. Schaut mal vorbei.
https://informationsartikel.ichmichmirmeins.de/auswandern-und-reisen-mit-kryptowaehrungen/
Grüsse
KayHallo Johannes! Danke für diesen tollen Artikel, finde du hast super tolle Ansätze erläutert. Ich beschäftige mich auch schon länger mit dem Thema Leben als Digitaler Nomade und ich würde gerne ab nächstem Jahr meinen Arbeitsplatz nach Thailand verlegen. Ich bin mit meinem Projekt noch relativ am Anfang, falls jemand Zeit und Lust hat würde ich mich über einen Besuch von meinem Shop für Reiseliebhaber freuen und bin gerne offen für Feedback.
Liebe Grüße Laura
Ich finde es gut wie du den »Lifestyle« darstellst. Ich verdiene selbst etwas Geld im Internet und habe schon öfters mit dem Gedanken gespielt auszusteigen, jedoch sind gerade die Familie und Freunde ein guter Grund nicht dauerhaft zu reisen.
Als Kompromiss gibt es eben mal 1 Monat unbezahlten Urlaub, wenn es der Geldbeutel eralubt, um im Jahr öfters weg zu kommen.
Etwas neidisch bin ich trotzdem wenn ich sehe das es manche schaffen 🙂Super ist ortsunabhängiges Arbeiten auch, wenn man Familie und Beruf nicht voneinander trennen will. Ich habe keine Kinder, aber wenn, kann ich meinen Beruf trotz Kindern weiterführen. Vielleicht nicht ganz im gleichen Außmaß, aber aus dem Berufsleben ausscheiden muss ich nicht.
Ich finde es ziemlich spannend, wie sich dieser Modebegriff entwickelt hat. Ich habe 2008 zirka mit dem mobilen bloggen/schreiben begonnen. Damals war das alles unglaublich kompliziert und nichts hat funktioniert aber der Traum war da.
Mittlerweile, ca 10 Jahre später geht vieles technisch deutlich leichter, aber auch die Schattenseiten dieses Lebensstils werden deutlich.
Habe es immer wieder an verschiedenen Punkten im Leben versucht und für mich ist dies auf Dauer keine gute Lösung, wohl aber auf bestimmte Zeit. Wer die Risiken streut und mit den negativen Wirkungen zurecht kommt, kann hier ein ziemlich nettes Leben führen. Ganz ohne klassisch Geld verdienen wird es aber für die Wenigsten in der Kategorie »irgendwas mit Medien« gehen – anders sieht es sicherlich derzeit bei Entwicklern/Programmierern aus.
Meine Lösung seit einigen Jahren ist: Ich leben an einem Ort, der nicht perfekt, aber doch relativ gut geeignet für die Anfoderungen meiner Tätigkeiten ist. Gelegentliche Ausflüge längerer Art, die auch gerne Arbeiten beinhalten, kommen dann dazu und lockern auf, ohne zu viel Stress zu produzieren.Danke für diesen Beitrag, lieber Johannes. Ich arbeite selbst ortsunabhängig, war auch mehrere Monate im Ausland (teilweise statisch, teilweise wirklich reisend) und arbeite auch viel in Deutschland, wo ich auch gemeldet bin.
Mir gefällt an deinem Beitrag die Differenzierung, die du im Punkt »4. Fehlt: Heimat« vornimmst, besonders deine Aussage:
»Nomaden im herkömmlichen Sinn reden nicht nur mit ihren Schafen. Normalerweise ziehen sie mit ihren Familien umher, haben also die wichtigsten Menschen immer bei sich. Sie ziehen auch nicht umher weil sie soviel Spaß am Verreisen haben. Sondern weil es für sie notwendig ist um zu überleben.
Sich als Reisender selbst Nomade zu nennen ist vor diesem Hintergrund eine ähnlich verquere Romantisierung des Begriffs, wie es in unserem Umfeld gerne auch beim Wort Zigeuner vorkommt. Fast keiner der neuen „Nomaden“ zieht wirklich durch die Welt, und lebt das, was der Begriff impliziert. Zumeist hat man seinen schön geregelten Wohnsitz in Deutschland und geht überdurchschnittlich oft ins Ausland. Und dann kommt man wieder.
Es mag kleinlich sein, aber ich finde, dass „Nomade“ ein Wort ist, was das Tatsächliche überhöht.«
Ich stimme dir hierzu und finde, dass sich der Begriff einfach gut vermarkten lässt. Mehr auf den Boden gebracht finde ich die Bezeichnung »Remote Worker«, für das was die Leute wirklich tun.
Ich möchte als Anregung auf Yann Girards Post »The digital nomad lie« http://yanngirard.typepad.com/yanns_blog/2015/12/the-digital-nomad-lie.html vom 22. Dezember 2015 hinweisen und auf die Diskussion bei Hacker News (https://news.ycombinator.com/item?id=10801841), die ich mit einer einfachen Frage dort initiiert habe: »Is Being a Digital Nomad a Lie?«
Gerade über unsere Stadtzeitung euren Beitrag entdeckt: http://www.lvz.de/Ratgeber/Lifestyle/Die-Arbeitswelt-der-Internet-Nomaden
Wirklich toller Beitrag mit einigen Punkten, die sonst selten aufgegriffen werden.
Ich fühle mich häufig als Teilzeit-Nomade, da ich beruflich häufig im Süden von Afrika unterwegs bin und dort ja dennoch arbeite.
Eventuell denkst du ja noch einmal neu nach und fügst ein paar aktuelle Punkte ein, falls es überhaupt welche gibt?
LG Daniel
Wir haben http://digitalnomad-jobfinder.com entwickelt, um es zukünftigen Nomaden einfacher zu machen passende Projekte zu finden und Jobs zuallererst innerhalb der Nomaden-Community zu teilen. Wie gefällt euch das kostenlose Jobbord? Gruß, Leon
Dieser Bolg ist sehr informativ. Wer einen Wohnsitz bei uns in Paraguay möchte, kann sich gerne an uns wenden ! Da es in Paraguay weder ein Meldewesen noch eine Steuerpflicht gibt eignet es sich hier sehr gut als »Homebase« ! Wir sind in der Lage einen Wohnsitznachweis auch poistalisch ohne persönliche Anreise zu realisieren !
Aktueller denn je.
Unterschreibe ich!
Vielleicht ist der Hype ja tatsächlich (endlich) mal vorbei 🙂
Ich muss gestehen, daß ich manchmal fast schon ein wenig genervt bin von diesem Hype »Digitales Nomadentum«. Ich gehöre noch zur Generation »analoge Nomaden« und war 1999 zwei Jahre unterwegs in der Welt. Da wurde einfach nur gereist, Abenteuer erlebt und man war z.T. lange Zeit so richtig off. Heute muss jeder der mal längere Zeit unterwegs ist ne Riesensache daraus machen, alles im Internet breittreten und verpasst dabei das Beste: einfach mal nur zu Reisen und bei sich zu sein. Mal ganz davon abgesehen wird auch Reisen irgendwannn einfach Alltag und nach dem 77.000 Wasserfall verliert man den Blick fürs Besondere. Und man kann auch nicht für immer reisen. Irgendwann muss man sich einfach entscheiden, ob man als zöpfchenflechtender Hippie an irgendeinem Strand der Welt enden will oder vielleicht doch nach Hause geht und das macht was die Meisten machen: ne Familie gründen und sesshaft werden. 😉 LG, Nadine
Immer noch: Word!
Jetzt hab ich mich kürzlich erst hingesetzt und meine Gedanken dazu aufgeschrieben, warum ich gar kein Digitaler Nomade sein muss und jetzt klick ich mich durch die Beiträge, die ich dazu finde – und finde viele spannende und interessante Ideen und Gedanken.
danke dafür.Danke, ich finde, Du beschreibst mit Deinem offenen, aber auch kritischen Ansatz die Sache sehr gut. Auch Dein Schreibstil ist Klasse!
Habe unterwegs durchaus negative Folgen des digitalen Pseudonomadentums bei Mitreisenden kennengelernt (Alkoholabhängigkeit z.B.), bin selber keiner. Auch wenn ich dann Einige dann doch mal beneidet habe …
Eine gewisse Distanz und Ehrlichkeit bei der Betrachtung ist jedenfalls immer gut, bei allen Dingen.es ist ja schon viel hier gesagt worden, aber ein paar dinge möchte ich trotzdem noch anführen.
da ich seit beginn sehr stark in der hospex-szene (hc, bw, couchsurfing) engagiert bin, habe ich viele reisende inkl. deren erfahrungen erlebt – lange bevor es den begriff digital nomad gab.1. definition
jeder definiert doch selbst für sich, wie er unterwegs sein möchte.
die einen sind richtige nomaden, die ständig unterwegs sind, die anderen leben immer für ein paar monate an einem ort und ziehen dann weiter oder bleiben für lange an einem ort.
daran würde ich mich in einer diskussion nicht abarbeiten… der sinn ist doch einfach nur seinen eigenen horizont zu erweitern.2. reisestil
ich empfehle jedem erstmal wirklich gründlich den eigenen reisestil zu ergründen.
die meisten »normalen« menschen außerhalb meines hospex-kreises kennen halt nur die klassiker (strandurlaub, vollpension, mit freunden – quasi einfach nur orts- aber keinen wirklichen kulturwechsel). das ist in ordnung, hat aber mit der realität nichts zu tun.man sollte sich die fragen stellen oder ab besten durch erfahrung schon beantwortet haben:
kann ich über mehrere wochen allein reisen und komme mit mir klar?
kann ich kontakte knüpfen?
kann ich mich schnell sozial in anderen kulturen integrieren?
kann ich mich auch ohne die sprache durchkämpfen?
kann ich in schweren situationen die herausforderung meistern (und damit meine ich nicht mal kein wlan zu haben)?
die meisten scheitern ja schon an punkt 1, da unsere gesellschaft einen lebensstil der externen dauerberiselung predigt.3. soziale bindungen
dieser punkt wurde ja gut beleuchtet und er wird von den meisten absolut unterschätzt.
ich kenn viele langzeit-traveller und alle haben nach ein paar jahren einen koller bekommen und sind für mindestens ein paar monate dann an einem ort geblieben, um wieder geerdet und verwurzelt zu sein.
was grundsätzlich hilft ist ein weit gestreutes netz an freunden und bekannten (das lässt sich natürlich nur über jahre aufbauen). aber dann habe ich in vielen ländern einen anlaufpunkt und sicheren hafen. der luxus einfach bei einem freund anzukommen, ruhe zu haben und abzuschalten ohne sich um etwas kümmern zu müssen – unbezahlbar und dringend notwendig.sehr viel einfacher (oder in manchen aspekten auch schwerer) ist das reisen mit dem partner.
wohl dem, der einen passenden sidekick hat – und passen muss er, sonst endet die beziehung on the road sehr, sehr schnell (was dann sicher auch das beste ist).außerdem sehe ich noch einen großen unterschied im alter. anfang 20 hat man ja ganz andere intentionen bzgl. reisen, als wenn man sich zb. zwischen 30–40 entscheidet, die zelte abzubrechen und mit einem bestehendem business im spacecamper durch die welt zu gondeln. da sind die sozialen gefüge schon sehr unterschiedlich – fest im ausfüllenden und fordendem job bedeuted mitunter leider auch, dass man den bekannten in der nachbarstadt mitunter weniger sieht als den bekannten in budapest im urlaub…
4. kinder
die bedenken bzgl. kinder klassifiziere ich mal als etwas »deutsch« (was immer das auch heißen mag). überall auf der welt werden kinder geboren und erzogen. relevant ist nur die eigene einstellung – hier sehe ich sehr große kulturelle unterschiede, wenn ich zb. an meine freunde aus den baltischen staaten denke. die reisen mit erheblich weniger budget und haben ihre kinder immer dabei – die kids werden später auf jeden fall etwas andere geschichten zu erzählen haben, als der durchschnitts-stadtnachkomme, der seine kindheit auf einem 10x10m beton-spielplatz verbracht hat…
richtig organisiert sind kinder kein problem, sondern in vielen ländern (ja, es gibt länder in denen kinder hoch geschätzt werden – ganz anders als in de) sogar ein kleiner vorteil. und internationale/deutsche schulen gibt es an vielen orten.5. naturverträglichkeit/konsum
irgendwie gibt es immer den einen, der die moral-saure billigflieger-keule in reise-diskussionen schwingt. in gewisser weise zurecht, aber nie produktiv.
es gibt, besonders für langzeitreisende, nun wirklich mehr als genug alternativen – die mir auch land, kultur und leute erheblich näher bringen. das ist natürlich heruasfordender und einfach eine sache der eigenen einstellung (und ich vermute, dass menschen, die wirklich für das nomadentum gemacht sind, nicht ständig nur im flieger jetten…).
gleiches gilt doch für den sonstigen konsum.6. zwischenmenschliche vergletscherung
full ack und sehr passendes bild. wenn ich daran denke, wie hostels früher waren und heute… traurig, aber das ist der lauf der dinge. abgesehen davon findet man immer und überall leute, die ein richtiges leben jenseits von facebook etc. haben.7. das liebe geld
jedem ist natürlich sebst überlassen, wie er sein geld verdient. aber losziehen und mit einem reise-block überleben wollen? viel spass… ohne schneidende idee (nur bilder von dir am strand und bericht x über die schönheit von y interessieren exakt keinen) tiefere kenntnis von webtechniken, seo, pr, etc. gebe ich den meisten keine überlebens-chance. und wer das hat, der setzt wohl eher andere projekte als einen reise-blog zum monetarisieren um.
den vergleich goldgräber – pfanne finde ich sehr gut. und ich beglückwünsche die leute, die entsprechende geschäftsideen darauf aufbauend umgesetzt haben und wirklich mehrwert bringen.gruss, seb
80 Kommentare zeigen, dass dieses Thema wohl gut für Diskussionsstoff sorgt 🙂 Ich weiss garnichtmehr wie ich den Beitrag gefunden habe, aber möchte doch auch noch meinen Senf dazu abgeben.
Ich bin auch ortsunabhängig seit mehreren Jahren in der Welt unterwegs, allerdigs stehe ich, wie der Großteil von Menschen, die ortsunabhängig arbeiten, nicht mit irgendeinem Blog in der Öffentlichkeit. Die allerwenigsten »Digitalen Nomaden« stehen überhaupt in der Öffentlichkeit, da man, wenn man nicht gerade über diesen Kanal Geld verdienen möchte garnicht die Zeit neben den eigentlichen Projekten hat, sich um einen öffentlichen Auftritt zu kümmern.
Deswegen finde ich es auch komisch, dass sich alle im Zusammenhang mit »Digitalen Nomaden« auf diese »Reiseblogs« eingeschossen haben. Beim ortsunabhängigen Arbeiten geht es ja nicht in erster Linie um Reiseblogs. Und schon gar nicht um Reiseblogs, die als Haupteinnahmequelle betrieben werden. Die Leute die das tun kann man, zumindest in Deutschland, an einer Hand abzählen.
Vielmehr geht es wie bei jedem Selbstständigen darum, ein eigenes Geschäft zu betreiben. Dank der modernen Technik ist dies heutzutage, im Gegensatz zu vor 20 Jahren, eben auch ortsunabhängig möglich. Deshalb sind »Digitalen Nomaden« auch mit den selben Nachteilen und Vorteilen konfrontiert, wie jeder andere Unternehmer auch.
Dazu zählt einerseits natürlich die Selbstbestimmtheit, alle Entscheidungen selbst treffen zu können, die sich um das Unternehmen drehen.Andererseits fällt es dadurch natürlich schwer »abzuschalten«, mal nicht ans WLAN zu denken und ein paar Tage garnichts zu machen. Aber das ist doch bei jedem Unternehmer oder auch Angestellten in Positionen mit viel Verantwortung dem Unternehmen gegenüber das selbe.
Ich glaube nicht, dass z.B der BWM Vorstand einfach »abschalten« kann, genauso wenig kann das der selbstständige Schreiner mit eigener Werkstatt. Mein Onkel hat ein eigenes Restaurant, der kann nie abschalten, weil der Laden ohne ihn halt einfach nicht läuft. Der muss dazu auch immer vor Ort sein.
Da hat man es mit einem Online Geschäft schon einfacher. Webseiten können auch mal ne Woche alleine weiterlaufen, ohne dass man was tun muss. Mann kann auch einfach mal nen Monat keine Aufträge annehmen etc.
Klar ist es für einen »Angestellten« leichter, der nimmt sich 14 Tage frei und interessiert sich auch nicht dafür, wie das Unternehemn in dieser Zeit läuft, klar, das ist ja auch nicht seine Aufgabe.
Aber als Selbstständiger hat man eben »sein eigenes Baby« und darum möchte man sich eben am liebsten jeden Tag kümmern.
Ich mag es momentan jedes Jahr in einem anderen Land zu verbringen, viel von der Welt zu sehen, Kontakt zu fremden Kulturen und Personen zu suchen. Das ortsunabhängige Arbeiten ermöglicht dies eben, aber genauso schließt es ja nicht aus, dass ich in 10 Jahren in einer Doppelhaushälfte in Deutschland mit Frau, zwei Kindern und nem Hund lebe und auch glücklich bin.
Digitalen Nomaden, die den Weg in die Öffentlichkeit gehen, um den Lifestyle zu verkaufen, müssen natürlich hauptsächlich die positiven Punkte anpreisen.
Der Metzger erzählt dir auch nichts von der brutalen Schlachtung von Jungtieren, wenn du Kalbsschnitzel kaufst. Auch der Verkäufer im Elektromarkt sagt dir nicht, dass dein Telefon von chinesischen Zwangsarbeitern unter mieserabelsten Umständen hergestellt wurde.
Die Leute wollen über ihren Blog verkaufen und das ist ihr gutes Recht.
Und natürlich müssen Sie das spannende »um die Welt reisen«, »raus aus Deutschland ab ins Abenteuer« Gefühl verkaufen, denn Doppelhaushälfte mit Familie und Hund, diese Sehnsüchte anzusprechen, ist ja bereits von sämtlichen Konzernen und Parteien in Deutschland besetzt.
Zudem, man glaubt doch auch nicht alles was in der Zeitung steht. Und vorallem im Interent, wo (zum Glück) jeder das schreiben und vermarkten kann, was er möchte, da sollte man einfach vorraussetzen, dass Leser mit entsprechendem gesunden Menschenverstand die Artikel hinterfragen und nicht alles für bare Münze nehmen, was auf irgendwelchen Blogs geschrieben wird. Ich denke nicht, dass sich irgendwer dadurch verleitet fühlt gleich Familie und Besitz aufzugeben und abzuhauen.
Leben und leben lassen, jeder geht seinen eigenen Weg, denn jeder ist für sein Leben selbst verantwortlich.
Sehr schöner Artikel. Mich nervt das missionarische auch. Als wäre es der einzigste Weg wirklich glücklich zu werden. Für mich wäre das digitale Nomadentum nichts. Ich könnte nicht ständig von einem Ort in den nächsten ziehen. Wenn es für andere klappt, ist das natürlich super, aber für mich (und sicherlich viele andere) liegen die Vorteile vom ortsunabhängigen arbeiten ganz wo anders.
Ich selbst wohne seit einigen Jahren im Ausland (schon allein deswegen weiß ich, dass im Ausland sein nicht immer toll ist) und bin seit einiger Zeit Selbstständig im Netz. Für mich ist das eine tolle Sache: Ich bin nun nicht nur finanziel unabhängig, sondern auch ortsunabhängig. Ich bin nicht an die Urlaubstage eines Arbeitsgeber gebunden und kann bei Heimweh einfach für längere Zeit nach Deutschland zurück. Im Angestelltenverhältnis ginge das nicht – da bekäme ich vielleicht 10 Urlaubstage pro Jahr (!!).
Super ist ortsunabhängiges Arbeiten auch, wenn man Familie und Beruf nicht voneinander trennen will. Ich habe keine Kinder, aber wenn, kann ich meinen Beruf trotz Kindern weiterführen. Vielleicht nicht ganz im gleichen Außmaß, aber aus dem Berufsleben ausscheiden muss ich nicht.
Für mich sind das die wichtigsten Vorteile.
Danke, Bettina, für deine Sichtweise!
Schön geschrieben, vor allem, weil beide Seiten beleuchtet werden. Alles hat eben seine zwei Seiten und ich denke die Aufgabe jedes Einzelnen ist es eben herauszufinden, auf welcher dieser Seiten er gerade stehen möchte und die »Opportunitätskosten« dafür zu zahlen. Und das Gute daran ist, dass man im Laufe seines Lebens immer wieder alles überdenken und umstrukturieren kann (… und sollte) LG Monika
Danke, Monika!
Ich bin eben durch Zufall auf deinen Beitrag gestoßen (bei der Suche nach dem Link zur Digitalen Nomaden Konferenz in Berlin ;). Ich bin recht frisch in dem Thema und denke darüber nach, irgendwann mal mehr oder weniger dauerhaft zu reisen und bin seit ein paar Wochen dabei mich darüber zu informieren… und deinen Eindruck kann ich nur bestätigen! Ratgeber und eBooks zum Thema sind sicherlich ein stückweit interessant, aber das Wichtigste – die eigene Einstellung und das »sich drauf einlassen« und Ausprobieren, ist m.E. viel wichtiger als ein perfekt durchdachter Plan. »Nomade« finde ich auch irgendwie viel zu aufgeblasen. Aber was weiß ich schon, bin ja neu hier. 😉
Hi Mandy,
dauerhaft reisen und Geld verdienen ist ne tolle Sache, bestimmt… Aber ob das Geld verdienen mit einem guten »Reise»blog vereinbar ist, da habe ich meine Zweifel!
Ich glaube dass da momentan ein kleiner Goldrausch stattfindet, und unter Umständen nur die verdienen, die die Pfannen verkaufen.
Aber das ist ja kein Grund aufs Reisen und Schreiben zu verzichten 🙂 Viel Spaß dabei!
Vielen Dank für den erfrischenden Artikel.
Leider geben die Leserzahlen den »Digitalen Nomaden« recht.
Man sagt »Die einzigen Blogs, mit denen Geld verdient wird, sind diejenigen, welche übers Geld verdienen schreiben«. So scheint es auch in der Reisebloggerszene zu sein.Es ist nunmal so, dass die erfolgreichen (Backpacker-)Blogs in erster Linie damit angeben, frei zu sein. Die Leser interessiert das offenbar. Wenn es den Bloggern zusätzlich gelingt, sich selbst als das einzig Wahre darzustellen, sind viel Leser hörig. Das ist schlicht nicht abzustreiten – die Zahlen geben ihnen recht.
Es ist daher schwer, nicht im selben Strom mit zu schwimmen, als neues oder kleines Reiseblog, welches gelesen werden will.
Liebe Grüsse aus Mexiko.
SimonHi Simon,
was einen Reiseblog definiert, ist ja sehr offen. Ich persönlich sehe das aber recht eng: Ein Blog, der über das Geldverdienen schreibt, ist für mich ein Ratgeber-Blog. Ein Reiseblog erzählt vom Reisen. Und: ja, mit Geschichten Geld zu verdienen ist schwer bis unmöglich. Aber muss das denn überhaupt sein?
Liebe Grüße!
Hi Johannes. Mir gefällt, wie differenziert du schreibst. Und ich stimme dir in allem zu. Vor allem im Punkt Heimat. Und dass, obwohl ich als »echte Nomadin«, die über Jahre in einem Land lebt und mit Familie von Posten zu Posten zieht, ein vermeintlich bequemeres Leben habe. Aber die Sehnsucht nach den alten Freunden und Bindungen zerreißt mich jedes Mal, wenn ich ein Land verlasse, und sie lässt sich auch nicht beschönigen!
…und wenn du im nächsten halben Jahr nach Marokko kommst, kannst du gerne bei uns in Rabat vorbeischauen
Hi Bianca, das finde ich sehr spannend! Ich glaube du kannst sehr viel bedeutender über ein nomadisches Leben erzählen…
Danke für deinen interessanten Beitrag. Ich habe die vielen Kommentare gelesen und finde, dass jeder selbst entscheiden sollte, welchen Lebensweg er derzeit für richtig hält. Einen macht es eben glücklich, monatelang mit wenig Geld und einem Rucksack durch die Welt zu ziehen und von überall zu arbeiten. Ein anderer arbeitet lieber von seiner Homebase aus, verbringt seine Freizeit mit seiner Familie und seinen Freunden und fährt jedes Jahr für nur 3 Wochen in den Urlaub, lässt es dann aber so richtig krachen.
Hut ab, für den Mut vieler Reisenden, einfach den Koffer zu packen und um die Welt zu reisen. Die Möglichkeit beim Reisen zu arbeiten, auch wenn dies die Reiseerlebnisse schmälert, finde ich super, denn so kommt Geld in die klamme Reisekasse und die Reise wird länger und vielleicht auch aufregender.
Ich wähle zur Zeit den goldenen Mittelweg. Ich habe eine gemütliche Homebase, einen liebevollen Ehemann, einen festen Job und tolle Freunde. Allerdings packt mich in unregelmäßigen Abständen das Reisefieber und ich steige ins nächste Flugzeug – am liebsten mit meinem Ehemann, denn ohne ihn ist das Reisen nur halb so schön.
Absolut, Jana, keine Frage! Aber ich finde, das man trotzdem sich Gedanken über manche Entwicklungen machen muss – alles hat ja auch eine Außenwirkung. Und die vermittelt manchmal ein unausgewogenes Bild eines Lebensstils. Darum ging es in meinem Artikel.
Hat meine Recherche zum Thema ›Digitales Nomadentum‹ sehr bereichert. Mich nerven diese Heilsversprechen ungemein, ich lese aus den meisten Blogs folgendes heraus:
* Ich will auch Tim Ferris sein.
* Jeder muss mein eBook kaufen bzw. seine Email-Adresse eintragen damit ich ihn nerven kann.
* Wie mache ich es, dass jeder meine Amazon-Links anklickt?
* Alles ist so ›EASY‹.
* Wie verdiene ich Euro und kann die dann in einem Entwicklungsland ausgeben.
* Jeder ist Social-Media-Experte.
Ich suche den richtigen Weg, aber Recherchen im Netz sind dazu schwierig.Hi Christian,
du triffst ein paar Punkte ganz gut, wie ich finde… 🙂
Wenn ich mit Menschen mit Doppelhaushälften und festen Jobs rede, spüre ich auch von ihrer Seite missionarischen Eifer. Begegne nur ich so vielen Menschen, die mir raten, irgendwann »richtige Arbeit« zu suchen, so vielen Rechtschaffenden, die mich auf meine »Realitätsflucht« hinweisen?Vielleicht ist das, was hier als Missionieren empfunden wird, eher eine Rechtfertigung ihnen gegenüber? Die Doppelhausmenschen sind doch gesellschaftlich viel eher anerkannt, vielleicht wird nur das Bild gerade gerückt, das so lange schief hing.
Interessanter Punkt! Da gibt es sicher sehr festgefahrene Vorstellungen, und dementsprechende Ansprüche an viele, die nicht danach leben. Ich weiß aber nicht, ob ein ähnliches Verhalten, nur im anderen Extrem, die Lösung ist… Mich überzeugt es nicht – nach wie vor meine ich nicht den Lebensstil, sondern die Art und Weise der Verkündung.
Schöner Beitrag! Ich schließe mich mal Guido weiter unten an. Mit Anfang 20 war ich mir auch sicher, dass ich niemals Kinder haben, für immer ungebunden durchs Leben ziehen und eine eigene Familie niemals auf meiner Wunschliste stehen würde. Als Freelancer brauchte ich auch »damals« schon nur meinen Laptop zum Arbeiten und konnte ihn theoretisch aufklappen, wo ich wollte. Nur nannte man das in der Zeit noch Freiberufler und nicht Nomade 😉 Auch heute arbeite ich noch remote, manchmal im Ausland, manchmal im Coffeeshop und gerne auch am heimischen Küchentisch. Den habe ich, mit zwei Kids, nach denen dann doch irgendwann der Wunsch aufkam, durchaus schätzen gelernt, da sich wechselnde WG-Zimmer nur bedingt als Unterkunft für den Nachwuchs eignen. Auf Reisen sind wir immer noch viel – das geht auch mit Kiddies im Gepäck. Und ist außerdem richtig spannend, weil es einem ganz neue Blickwinkel eröffnet. Insofern lese ich mit meinem »altersweisen« 😉 36 Jahren die Berichte der »digitalen Nomaden« immer mit einem fröhlichen und leicht nostalgischen Schmuzeln. Viel wichtiger, als einen Lebensstil irgendwie zu benennen, ist es doch ihn zu genießen und dabei offen dafür zu bleiben, dass sich das Leben in 10 Jahren vielleicht ganz anders – aber auch gut – anfühlt.
»Viel wichtiger, als einen Lebensstil irgendwie zu benennen, ist es doch ihn zu genießen und dabei offen dafür zu bleiben, dass sich das Leben in 10 Jahren vielleicht ganz anders – aber auch gut – anfühlt.«
Das finde ich eine großartige Einstellung. Danke, Claudia!
Dein Text spricht mir aus der Seele!
Immer wenn ich auf bestimmte Reiseblogs stoße, frage ich mich, ob ich ein digitaler Nomade werden muss, nur um Bloggen zu dürfen oder mit meinem Leben zufrieden zu sein. Ich meine, was spricht dagegen, sein Leben Zuhause zu leben (das muss jetzt nicht Deutschland sein, Auswandern ist erlaubt) – mit dem ganz normalen Alltag?! Natürlich ist Reisen schön. Aber inwieweit reise ich überhaupt noch entspannt, wenn ich eigentlich nebenbei einen Job zu machen habe?
Ich jedenfalls bin seit zwei Monaten unterwegs und freue mich schon jetzt ab und zu auf »Zuhause«: meine Familie, meine Freunde. meine Stadt, …
Und ganz ehrlich: ich hoffe, dass ich einen Beruf ergriffen habe, den ich noch lange mag. Da macht es mit dann auch nichts aus nur einige Wochen im Jahr auf Reisen zu sein. Vielleicht ist das ja das wahre Problem der digitalen Nomaden: Sie haben sich selbst nicht gefunden und ihr propagiertes Leben ist eigentlich nur eine Flucht … Mehr nicht.Hallo Desiree, großartig, wenn man einen Job hat, der wirklich Freude macht! Ist aber sicherlich schwer, so etwas zu verallgemeinern, mancher ist vielleicht zufrieden mit völlig anderen Dingen.
Am Ende geht es vor allem um die Kommunikation, finde ich. Begeisterung ist natürlich toll – wenn aber die Begeisterung zum Geschäft wird, wird es komisch.
Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema digitaler Nomadismus gibt es leider tatsächlich nur sehr selten. Dabei verdeckt diese ganze Romantisierung eines »neuen« Lebensstils, dass dieser Lebensentwurf auch ein paar ganz praktische Probleme mit sich bringt.
Ich war auch eine Weile digitaler Nomade – allerdings zu einer Zeit, als dieser Begriff noch nicht so gebräuchlich war. Meine Erfahrungen dazu findest du hier: http://www.goo.gl/6LleaB
Ich habe das wohl nicht besonders klug eingefädelt. aber bei mir war die Bilanz am Ende eher so, dass ich mir unterwegs für sehr wenig Geld den Urlaub ruiniert habe. Denn wenn du Termine einhalten musst, dann ist das gerade in Ländern wie Indien (wo ich damals war) eine grosse Qual. Mit einem besseren Konzept und vernünftigeren Einnahmen würde ich es allerdings wohl wieder machen.
Hi Oli, du beschreibst interessante Aspekte zum Thema!
Sehr schöner Artikel, der zum Nachdenken anregt.
Hier meine Gedanken:
Die Bezeichnung Digitaler Nomade mag unpräzise sein, aber daran sollte man sich nicht aufhängen. Wie Tim schon geschrieben hat, geht es um die Möglichkeiten, die ein ortsunabhängiges Arbeiten mit sich bringt – fokussiert auf das Thema Reisen. Denn – und das ist Fakt – das ortsunabhängige Arbeiten ermöglicht es tatsächlich während einer Reise Geld zu verdienen und kann damit für manche die Lösung sein, ohne die sie vielleicht garnicht auf Reisen gegangen wären. Das alleine ist bemerkenswert und wäre vor – sagen wir mal 15 Jahren – in der Form nicht möglich gewesen. Dass eine solche Reise dann anders ablaufen muss, als eine, auf die man vorher gespart hat, und nicht auf Einnahmen angewiesen ist, liegt auf der Hand. Von »Urlaub« würde ich hier nicht sprechen. Eine mehrmonatige Reise bezeichne ich allerdings auch nicht als Urlaub.
Das Digitale Nomadentum ist ein (Reise-)Konzept, das seine Berechtigung hat. Es hat Vor- und Nachteile. Jeder muss selbst entscheiden, ob es das Richtige für ihn ist. Dafür wären etwas differenzierte Artikel in der Tat hilfreich.
Bei den Themen »Wegsein« und »Heimat« möchte ich die kölsche Redensart zitieren »Jeder Jeck ist anders«. Soll heißen: Dem Einen sind langjährige Freunde und die Familie sehr wichtig, der Andere findet seine Erfüllung eher in den losen und unverbindlichen Bekanntschaften auf Reisen. Auch hier muss jeder wissen, was für ihn richtig ist. Wer das nicht weiß, kann das auf Reisen versichen herausfinden.
In diesem Sinne: Gute Reise euch allen!
»Jeder Jeck ist anders«
Genau darum geht es. Wenn Du glaubst das Leben als digitaler Nomade ist nichts für Dich, dann liegt das daran dass es nichts für Dich ist.Warum das Leben als digitaler Nomade Nichts für Dich ist
http://www.flocutus.de/warum-digitale-nomadentum-nichts-fuer-dich-istwhy-the-life-of-a-digital-nomad-is-not-for-you/Hi Robin, bei den Punkten zu Wegsein und Heimat gebe ich dir Recht, für jeden sind unterschiedliche Dinge wichtig, in unterschiedlichen Phasen. Was das Wort Nomade angeht, bin ich etwas anderer Meinung: Ich finde schon wichtig, welche Begriffe man verwendet. Aber das ist vielleicht eine persönliche Sache…
Gute Reisen auch dir!Hey Florian,
ich sehe viele Punkte, die du in deinem Artikel beschreibst, anders, aber das werde ich fairerweise auf deiner Seite kommentieren 🙂
Danke für diesen Artikel, für den es mehr als Zeit wurde.
Die ›Digitale Nomaden Bewegung‹ ist für mich die bisher perversesten Formen unserer Konsum- und Wegwerfgesellschaft was insofern ironisch ist, da digitale Nomaden in ihren Blogs ja gerade einen auf Konsumverweigerer/Fight Club Nullpunkter etc machen. Aber das ist natürlich eine Selbstlüge – denn hier geht es ja darum, nur noch mehr konsumieren zu können, indem man in EUR verdient und z.B. Baht ausgibt – anders herum wird es ja kaum funktionieren – und man kann sich somit um sein Geld noch mehr kaufen. Billigflüge machen Ferneisen zum Massenprodukt, das man sich jederzeit leisten kann – allzu leicht vergisst man dabei, wie viel Kerosin dabei verbraucht wird, eine Maschine in die Luft zu bewegen – Kerosin das mühevoll aus der Erde gepumpt wurde und in etwa nur noch dieser und ein paar weiteren Generationen zur Verfügung stehen wird.
Weggeworfen wird das eigene Land/die Heimat und alles was dort an sozialen Errungenschaften aufgebaut wurden – es tut mir auch weh, wenn ich meine Steuerabrechnung sehe, aber, wenn ich die sozialen Standards in den angepriesenen, fernen Ländern ansehe, weiss ich, warum ich so hohe Abgaben zahlen muss.
Sollte das digitale Nomandentum zum Massenphänomen werden – was nat. sehr unwahrscheinlich ist, würde das wohl keine Volkswirtschaft verkraften. Sagt auch einiges über dieses egoistische Lebenskonzept aus.
Last but not least denke ich mir auch, dass sich digitale Nomaden ja genau das, was sie ja an den fernen Ländern suchen durch ihr Verhalten selbst zerstören. Sie bringen die gestresste iphone Gesellschaft an den weissen Strand in einem Paradis.. Jeder glotzt nur noch in sein Device – zwischenmenschliche Vergletscherung, da alles digital ist.
Hey Michael, finde ich eine spannende Sichtweise!
Hey Johannes,
ich finde gute das sich mal jemand mit dem Thema kritisch auseinandersetzt. Jedoch gibt es für mich hier kein richtig oder falsch, nur: verschiedene Lebensentwürfe.
Den »richtigen« und »einzigen« Lebensstil gibt es nicht – nur den der einen persönlich glücklich macht. Ich rate jedem es einfach selbst auszuprobieren und sich auf diesem Experiment desöfteren kritisch zu hinterfragen.Ich habe zuletzt 7 Monate nomadisch in Südamerika verbracht und fand es die ersten 5 Monate großartig, danach hat sich so langsam eine gewisse Reisemüdigkeit eingeschlichen. Hierdurch hat auch die qualität meiner Arbeit als Videographer gelitten. Daher habe ich mich dazu entschieden eine feste Heimat oder Basis zu haben und damit verbunden auch ein feste Büro. Dies heißt jedoch nicht das ich meinen Job aufgebe – ich gehe es nunmehr in Etappen an, als Teilzeitnomade sozusagen.
Das macht mich glücklich und wenn ich mag bin ich für 2–3 Monate woanders, mit dem Wissen um einen Ankerpunkt.Dies ist kein Wettbewerb und es geht auch nicht darum seinen Freunden etwas »viel besseres« vorzuleben, sei es nun als Nomade, Teilzeitreisender oder Beamter.
Stimme zu, Steve!
Danke für diesen verbalen »Ausbruch« 🙂
Ich möchte den vielen interessanten Gedanken noch hinzufügen: Meiner Meinung (und Erfahrung) nach kann man nicht wirklich gleichzeitig reisen und arbeiten. Ich meine, doch, klar, das geht: Als freie Lektorin ist es mir prinzipiell egal, wo ich meinen Laptop hinstelle. Und da ich meine Familie auf Reisen immer dabei habe, fallen Heimweh und soziale Isolierung auch weg.
Aber wenn ich daran denke, wie oft ich schon verzweifelt auf der Suche nach Wifi war, weil ich dringend Deadlines einhalten musste, oder wie viele Ausflüge mit meiner Familie ich verpasst habe, weil ich in der Zeit eben arbeiten musste (und da war es kaum ein Trost, dass ich beim Tippen nicht am Schreibtisch, sondern auf meiner Isomatte im feuchtkalten Zelt saß), dann kann ich mir so ein Leben nicht wirklich dauerhaft und praktikabel vorstellen. Das ist für mich einfach kein »Reisen«.
Vielleicht ist das auch ein Grund, warum die meisten (nicht alle, Guido! Ich kenne einige amerikanische/englische Familienreiseblogs) »digitalen Nomaden« kinderlos und jung sind: Sie preisen eine Phase ihres Lebens als DEN Lebensentwurf, weil sie einfach noch nicht realisiert haben, dass das langfristig gar nicht soo sehr fetzt. Na, werden sie schon noch merken – und bis dahin lese ich einfach andere Blogs 😉Hi Jenny, zum Glück gibt es ja jede Menge Auswahl 😀
Ich muss einfach mal meinen Senf zu der Wifi-Thematik und den Familienausflügen abgeben: Das ist eine ganz andere Form des Reisens. Wer sich z.B. 4 Wochen oder auch 4 Monate an einem Ort aufhält, bevor er weiterzieht, der wird keine Probleme mit Wifi und Familienausflügen haben. Wer zudem in der »Community« gut vernetzt ist, der hat auch NULL Probleme, gutes Wifi zu finden. Ein Post oder eine Mail in der richtigen Gruppe, und du weißt, wo du am besten arbeiten kannst. Arbeiten und reisen geht wunderbar, man muss es nur professionell angehen, und dabei das Arbeiten als Priorität 1 sehen und das Reisen erst als Priorität 2, und nicht umgekehrt.
Danke. Du sprichst mir aus dem Herzen. Eine stinknormale Reisende 😉
Stinknormal!? Sowas gibt’s doch gar nicht 😉
In 2 Punkten können die Meinungen SEHR weit auseinander gehen, finde ich:
1. »Nomade« und »Heimat« kann jeder definieren und benutzen wie er lustig ist.
Warum?
Weil wir FREI sind. Leider ist es gerade »typisch deutsch«, sich darüber aufzuregen, wenn bestimmte Begriffe anders verwendet werden, als man es gerne hätte.
2. Es gibt tatsächlich Menschen, die KEINE feste Heimat brauchen. Ja, es gibt sogar Menschen, die KEINE Freunde oder Familie ständig vor Ort brauchen.
Wenn Menschen dieser Art glücklich genug mit sich ganz allein sind, dann können sie das doch auch als »DEN Lifestyle« anpreisen, oder nicht?
Ich finde für meinen Teil viel wichtiger, dass durch die ganzen »Digitalen Nomaden« es auch hier in Deutschland immer mehr in die Öffentlichkeit rutscht, DASS man im Internet sein Geld verdienen kann.
Statt dämlichen Diskussionen über Grundeinkommen sollte man eher spezielle Gründungszuschüsse für Internet-Gründer in Betracht ziehen.
Warum?
Weil im Internet die Zukunft unserer gesamten Generation liegt. Wer sich heute noch 5–7 Jahre via Studium auf einen festgelegten Beruf vorbereitet, wird in wenigen Jahren einen MORDSSCHRECK erleben.
Denn in den kommenden 10 Jahren vergeht der Fortschritt so schnell wie in den vergangenen 100(!) Jahren insgesamt.
Da können KEIN Studium, KEINE Ausbildung und KAUM Angestellten-Eltern darauf vorbereiten. Denn sie alle kennen nichts anderes als »sicheren Job suchen«.
Mehr dazu findet ihr ab und zu auf meinem Blog – bald auch in Videoform.
Wer Englisch kann, sollte DRINGEND nach »Ray Kurzweil – Singularity« bei Youtube suchen.
Bis bald,
MfG
Greatim
Gründungsszuschüsse für Internet-Gründer statt Grundeinkommen? Sicherer Job? Studium sinnlos? Sorry, aber Du bist nicht visionär, sondern kilometerweit von den Realitäten in dieser Welt entfernt. Wenn ich den Text auf Deiner hier verlinkten Website lese: Ich könnte nicht mehr in den Spiegel schauen, wenn ich so etwas absondern würde. Da bin ich doppelt froh, nicht den »Mobilen Internet-Lifestyle« zu leben und meine Großmutter und Kinder mit Schnellballsystemen zum Bloggen bringen zu müssen.
Puh, Tim, da hab ich jetzt auch Probleme, das alles zu glauben.
Wir brauchen also noch mehr Leute die ihr Geld verdienen indem sie einen Blog schreiben in dem sie erzählen wie sie ihr Geld verdienen indem sie diesen Blog schreiben… ähm…
Zu grossen Teilen kann ich deine Punkte ganz gut nachvollziehen. Und: über das Kleingedruckte und die Kehrseite des Reisens zu berichten, hat noch keinem Blog geschadet. Im Gegenteil. Bei mir fand sowas oft sogar mehr Leser.
Dem Begriff »digitaler Nomade« würde ich jedoch keinesfalls dermassen viel Aufmerksamkeit widmen. Denn meiner Ansicht nach entbehrt er jeder Logik. Überleben wird diese Worthülse also ohnehin nicht. Derzeit hilft sie allerdings Phrasendrescher von passionierten Reisenden zu unterscheiden, was ein Gutes hat.
Ich bin mir nur nicht sicher, wie sinnvoll es ist, das Glücksrad der überhöhenden Worte noch weiter zu drehen und in diesem Kontext von Heilsbringern und Religion zu schreiben und das zu kritisieren. Die breite Masse an Reiseblogs und der Berichterstattung liefert lediglich manchmal leidenschaftliche manchmal trockende Einblicke in den Alltag einer Langzeitreise. Nicht mehr und nicht weniger. Diejenigen, die sich dorthin verirren, haben meist auch eine Schwäche fürs Reisen und fühlen sich unterhalten oder gar informiert. Aber von keinem der Blogs, die ich je gelesen habe, habe ich mich genötigt gefühlt zu reisen. Menschen mit einer gut entwickelten Meinung lassen sich davon nicht beeindrucken. Es ist wohl noch keiner gereist weil es ihm ein Blog schöngeredet hat. Und es hat sich wohl noch keiner mit seiner hart erarbeiteten Doppelhaushälfte, seinem Auto in der Garage und seinem jährlichen 14-Pauschalurlaub mit Reise-Lobhudelei-Berichten herabgesetzt gefühlt, weil ein paar Medien das Reisen zum Nonplusultra für Jedermann glorifizieren. Reisen bleibt Reisen. Nicht mehr und nicht weniger.
Und diejenigen die derzeit durchdrehen vor lauter ultimativen Reisetipps werden schon noch merken, dass damit bereits mittelfristig kein Stück vom Kuchen abzukriegen ist.Hi Siola!
Das hier… »Und es hat sich wohl noch keiner mit seiner hart erarbeiteten Doppelhaushälfte, seinem Auto in der Garage und seinem jährlichen 14-Pauschalurlaub mit Reise-Lobhudelei-Berichten herabgesetzt gefühlt, weil ein paar Medien das Reisen zum Nonplusultra für Jedermann glorifizieren.« … sehe ich anders.
Ich habe deutlich das Gefühl, dass da medienübergreifend Druck aufgebaut wird, bei dem der klassische Arbeitnehmer ein ziemlich schlechtes Gefühl bekommen kann. Was unfair ist.
Ein insgesamt schöner Artikel, dem ich aber in diversen Punkten widersprechen möchte.
Wie man es doch am Ende nennt, ist zweitrangig. Dass die Bezeichnung »Nomade« etwas unpassend ist, da muss ich in der Tat zustimmen.
Das »ortsunabhängige Arbeiten« sollte in den Fokus gerückt werden. Auch ich habe meinen festen Wohnsitz, einen Partner (der eher selten mitreist) und bin auch »nur« 3–5 Monate im Jahr unterwegs. Sich dabei Nomade zu nennen, passt weniger. Aber irgendwer hat sich diesen Namen irgendwann mal ausgedacht.
Die Brillianz dieses Lebensstils (wenn man ihn überhaupt als solchen bezeichnen kann) liegt meiner Meinung eben darin, seine Arbeit von überall ausführen zu können. Das schliesst auch all die Leute ein, die täglich im St. Oberholz in Berlin sitzen und ihre Arbeit bei Latte Macchiatto erledigen, genauso wie solche, die zuhause arbeiten während sie auf ihre Kinder aufpassen.
Man hat einfach so viele Möglichkeiten der Selbstbestimmung. Das Reisen ist nur ein Aspekt davon. Jemand, dessen grösstes Hobby aber das Reisen ist (und dazu zähle ich mich auch) muss sich diese Möglichkeit einfach zu nutze machen.
Wie auch schon Patrick vor mir schrieb, das Thema zieht! Und daher muss man es auch in gewisser Weise den Lesern ›verkaufen‹, ohne jedoch dabei Dinge zu behaupten, die nicht stimmen. Wer aber sein Auto verkaufen will, zählt auch nicht als erstes die Beschädigungen an der Karosserie auf.
Die Kritik an zu wenig Selbstkritik und Reflektion in Bezug auf das Thema ist berechtigt. Ich nehme sie an und verspreche als einer der ›digitalen Nomaden Blogger‹ auch einmal mehr die negativen Seiten zu durchleuchten.
Ich kann mich zu 100% mit Tim’s Aussagen identifizieren!
Wie etwas benannt wird oder in welcher Form man das Ortsunabhängige Arbeiten für sich nutz ist doch individuell!
Warum muss so etwas überhaubt bewertet werden?
Aber ich finde auf jedenfall auch, dass man auch mal über die »unangenehmeren« Themen schreiben kann/soll. Werd ich mir auf jedenfall zu Herzen nehmen.Hi ihr beiden, in einem Punkt möchte ich leise widersprechen: Ich finde es nicht unerheblich, wie man etwas nennt. Dafür gibt es ja Worte, dass sie Sinn ergeben. Gerade für jemanden, der mit Worten arbeitet, sollte es nicht reichen zu sagen: Das ist halt so. Wenn es keinen Sinn ergibt, muss man sich was neues ausdenken 🙂
Was immer wieder auffällt: Gefühlte 90 Prozent der »Digital-Nomaden« sind jung, Single, kinderlos. Weitere 10% sind junge, kinderlose Paare. Kinder kommen bei Digital-Nomaden in der Regel nicht vor. Wäre das digitale Nomadentum tatsächlich der einzig wahre Lebensweise und mehr als eine kurze Episode im eigenen Leben, dann würde sich unsere Spezies anscheinend ausrotten.
Diese Erde hat unglaublich viele unfassbar schöne Ecken (und eben so viele brutal hässliche Ecken). Viel davon zu sehen, bereichert das eigene Leben ungemein und erweitert den eigenen Horizont. Ich werde immer ein Freund des Reisens sein und gerade jungen Leuten zum Reisen raten.
Für richtig halte ich auch ein gewisses Maß an Minimalismus. Wie bekloppt zu arbeiten, um mit dem verdienten Geld dann Statussymbole anzuhäufen, führt sicher auch nicht zu einem reichen, zufriedenen Leben.
Ich wollte nie Kinder – u.a. weil ich mir nicht vorstellen konnte, mit kleinen Kindern durch Afrika zu reisen. Wenn andere auf Parties von ihren Kindern erzählten, habe ich mich gezwungen, 3 mal mit ausfgesetztem Lächeln freundlich mit dem Kopf zu nicken und mich dann genervt und gelangweilt weggedreht. Irgendwann wurden Parties zur Hölle, weil im Umfeld fast alle Kinder hatten und nur noch über Kinder sprachen. Heute mit Kind reise ich immer noch – bald zusätzlich eingeschränkt vom deutschen Schulkalender. Aber es geht überraschend viel auch mit Kind. Und es macht Spaß. Ich erlebe vieles aus einer zusätzlichen Perspektive. Natürlich wäre es einfältig, das Glück der Erde nun ausschließlich an eigenen Kindern festzumachen. Kinder können unfassbar anstrengend sein. Aber sie geben eben auch eine Art von Glück und Zufriedenheit, die das Reisen allein einem niemals geben kann. So lange man selbst keine Kinder hat, kann man das nicht beurteilen.
Die richtige Balance zu finden, aus Reisen, aus Konsum und Besitz, aus einem gewissen Maß an Spießigkeit und ein paar weiteren Punkten, das scheint mir die tatsächliche Formel zum Glück zu sein. Wenn man überhaupt mal über solche Themen nachdenkt und nicht blind den geraden aktuellen Trendgurus nachrennt, die das digitale Nomadentum oder etwas anderes zur ultimativen Lebensweise erklären, dann ist man schon auf einem ganz guten Weg.
Hey Guido, ich bin gespannt, wie es mit Kind sein wird (wenn es mal eins gibt) 🙂
Schöner Artikel.
Ich bin ja – als Teil der Nomaden-Fraktion, die keine echten »Nomaden« sind – selbst schon etwas angeödet von dem Thema und der missionarische Eifer ist auch nicht mein Ding.
Genauso öden mich aber auch Leute an, die jetzt vorhersagbar energisch zustimmen und meinen, dass das schon längst mal gesagt werden musste!Jeder soll sein Ding machen. Digitales Nomadentum muss nicht heißen, dass man seinen Reiseblog prostituiert, wie hier in den Kommentaren behauptet wird. Das wird genauso gut von einigen Pressereisenden betrieben – von anderen wiederum nicht.
Tatsache ist, das Thema interessiert viele Leute. Ich habe kürzlich meine Leser gefragt, worüber sie mehr lesen wollen und was sie weniger interessiert. Recht viele können auf Themen zum Nomadentum verzichten. Aber etliche haben viele konkrete Fragen. Und deshalb sind diese Informationen in den Blogs keine SEO-Texte. SEO wird hier völlig überschätzt, da geht gar nichts! Es sind tatsächliche Leser, die das wissen wollen. Irgendetwas zieht den Menschen einfach dorthin, wo von Reisen & Arbeiten gesprochen wird.Ich stimme aber zu, dass das überschätzt wird. Ich bezweifle, dass irgendjemand glücklich wird, nur weil er/sie zum digitalen Nomaden wird.
Hi Patrick, mein Beitrag ist sich keine ausgewogene Abhandlung über dieses Nomadentum. Und gerade du schreibst tatsächlich spannende Artikel über die verschiedenen Seiten, wie hier: http://www.101places.de/schatten-meiner-freiheit und hier: http://www.101places.de/langzeitreisender-vergiss-nicht-wo-du-herkommst
Ich möchte nicht diesen Lebensstil kritisieren, sondern einfach mehr solcher Artikel sehen!
Schöne Gedanken zum Thema. Es ist immer eine diffizile Balance zwischen »was bringt Traffic und Geld« und »mache ich noch warum ich angefangen habe zu reisen und bloggen?«
Am Ende sind unsere Blogs so unterschiedlich wie wir und unsere Lebensstile, laut oder leise, ratgebend oder erzählend. Gegen Unsicherheit sind 10-Punkte-Pläne manchmal meine Checklist und für’s Herz bin ich oft und gerne bewegt von tollen Geschichten, Begegnungen und Fundstücken (erwähnte ich, dass ich die gerade gesammelt habe? ;)).
Danke für deinen Artikel und den Denkanstoß, auf Reisen nicht immer gleich nach dem Wlan zu fragen 🙂
Hi Tobias, das stimmt, und geht mir bei manchem Blog verloren: Warum habe ich angefangen zu bloggen? Und was ist jetzt meine Motivation?
100% agree, Danke sehr für diesen Artikel!
Ich finde es auch toll, wenn jeder Mensch sein persönliches Lebensglück findet. Sei es mit dem besten Partner der Welt zu Hause, mit einem tollen Job im Ausland oder eben mit dem so genannten digitalen Nomadentum. Was aber meiner Meinung nach nicht geht – und da bin ich voll bei dir und bei den anderen Kommentaren – ist das ewige Predigen dieses Lebensstils, sodass man sich schon fast schlecht vorkommen soll, wenn man kein solcher Digitaler Nomade ist. Das nimmt auf einigen Blogs überhand!
Diesen Begriff kann ich übrigens auch nicht mehr hören. Deswegen hatte ich schon fast Angst, deinen Artikel zu lesen, der ja auch mit dieser Überschrift beginnt. 😉Aber, ich gönne es den Freunden der »digitalen Nomaden« (bin selbst zu vielleicht 1/3 einer) sehr, also bitte keine Neid-Debatte à la »ihr schreibt das doch bloß weil ihr selbst so einen Lebensstil nicht schafft«.
P.S.: In deinem Artikel gibt es zweimal »4.« 🙂
Ha, Chris, hab ich korrigiert 😀
Und ein wichtiger Punkt: Die Kritik auf den Neid des Kritisierenden zu schieben, ist sehr billig…
Ich bin in 7 Jahren 13 mal umgezogen und ich muss sagen, dass es Spaß gemacht hat, ich aber immer eine innerliche Leere in mir hatte. An jedem neuen Ort, hat mein Unterbewusstsein gesagt, dass es ja eh nicht für lange ist. Das Regal braucht also nicht an die Wand, beim Date muss ich keine Gefühle investieren und den Mixer, den ich eigentlich wirklich wirklich toll finde, kaufe ich mir auch lieber nicht. Jetzt lebe ich seid 2 Jahren in München und fühle das erste Mal im Leben so etwas wie Heimat. Ich reise immer noch, aber ich habe ein Basislager und so fühle ich mich sehr wohl.
Hey Melanie, das ist wirklich eine Menge 🙂 Schön, dass du einen Platz für dich gefunden hast.
Einmal mehr sehr gut geschrieben. Wie immer im Leben, gibt es kaum DIE Lösung für die Art zu leben, zu reisen, zu arbeiten usw. jeder muss seinen eigenen Weg finden, den Ihn glücklich macht. Ob digitaler Nomade oder nicht, das muss jeder für sich entscheiden.
Zu sagen: Wenn du unterwegs bist und arbeitest bist du glücklich, halte ich für übertrieben. Vielleicht ist es ja gar das Gegenteil – unterwegs zu sein, täglich einige Stunden am Laptop verbringen zu müssen stelle ich mir schrecklich unlustig vor.
Ich bin zur Zeit gerade in der Phase, in der ich in drei Monaten zu einer Reise mit »open End« aufbrechen werde. Auch ich einer von denen, die unterwegs arbeiten werden. Auch ich einer von denen, die »die Freiheit« nutzen, von überall auf der Welt zu berichten und damit Geld zu verdienen.
Doch das bringt einige Nachteile mit sich. Nicht nur, das man sein Zuhause auf unbestimmte Zeit verlässt, vielmehr sind es die Freunde, die gemeinsamen Momente mit Bier in der Hand am Grill oder das schwimmen im Fluss oder eben, das man auch unterwegs arbeiten »muss«.In meinem Fall geht es mir darum, das ich mich in einer neuen, ungewohnten und für mich herausfordernden Umgebung selbst ein Stück besser kennenlernen will. Einige Werte vielleicht neu definieren werde und insbesondere mir einfach auch mal viel Zeit für einen Ort nehme. Weit weg von »48 Stunden in.…« viel näher an »48 Tage in…« da wird es unweigerlich so sein, das man Menschen und Orte näher kennenlernt – selbst wenn man einige Stunden pro Tag arbeitet, geht man irgendwann mal essen (Das hoffe ich zumindest 😉 ). Das »digitale Nomadentum« hilf mir dabei, das diese Reise länger dauern kann als sonst – weil auch während der Reise Geld aufs Konto kommt. Wenn ich daran denke, wie viel Geld meine Eltern sparen mussten, um sich Ihre Backpackerreise nach Asien zu finanzieren – da sind wir heute in einer gewissen Luxussituation.
Es hat also viel mehr pragmatische als romantische Gründe, diese Art des Reisens leben zu wollen. Und ich würde meinen, das geht vielen so, welche sich dafür entschieden haben.
Kann sein, das ich dies in einigen Monaten anders sehe – ich werde an den Kommentar hier denken und Ihn korrigieren, wenn es nötig sein sollte 😉
Hi Jeremy! Das Pragmatische, was du beschreibst, das ist ein wichtiger Punkt. Ich hoffe auch, dass du zwischendurch was zu Essen bekommst 😉
Ich möchte den Beitrag eigentlich nicht als Argumenattion gegen diesen Lebensstil verstanden wissen, sondern nur gegen die etwas extreme Verkündigung. Die nicht nur auf Blogs stattfindet, sondern eben auch bei Spiegel Online, etc.
Dir wünsche ich auf jeden Fall eine fantastische Tour!!
Oh man, du sprichst mir aus der Seele. Ich kann das Wort Digitaler Normade schon nicht mehr ertragen. Klar liebe ich das Reisen, aber ich brauche auch irgendeinen Anker. Bei mir ist der nicht unbedingt an Orte gebunden, sondern eher an Personen. Aber ich kann ja schlecht meine ganze Familie verdonnern mit mir durch die Welt zu ziehen. Auch wenn ich manchmal ganz gerne alleine reise: auf die Dauer wär das nix für mich. Und ich glaube auch, dass ich das Reisen nicht mehr wertschätzen könnte, wenn es erstmal zu meinem »Alltag« geworden ist…
Liebe Grüße, JanaHi Jana, stimmt: gut ist, wenn man herausgefunden hat, was man für sich braucht 🙂
Danke für diesen Beitrag, der das wirklich viel romantisierte »Nomadentum« einmal mit etwas Distanz betrachtet. Mir geht es auch oft auf die Nerven, dass nie die Rede davon ist, dass so ein Lebensstil auch Schattenseiten bzw. einen Preis hat.
Das »Missionarische« hingegen stört mich gar nicht. Ich freue mich eher, dass die (oft sehr jungen) Blogger, die mit dem Vielreisen gerade erst anfangen und noch völlig enthusiastisch-verblendet sind, ihr Glück mit anderen teilen wollen und es anderen ermöglichen möchten, es ihnen nachzutun, statt eifersüchtig ihre Tipps zu hüten.
Du hast sicher Recht, die meisten von denen, die jetzt vom»Nomadentum« schwärmen, werden irgendwann von selbst merken, dass man für tolle Begegnungen und »Reise«-Erlebnisse manchmal nur einen Schritt vor die Tür tun muss. Vielleicht muss man für diese Erkenntnise auch eine Weile wild herumgereist sein, so war es jedenfalls bei mir. Wenn ich als Reisefreak vor 15 Jahren die Möglichkeiten gehabt hätte, die es heute im digitalen Zeitalter gibt, ich hätte mich wahrscheinlich vor Begeisterung überschlagen und wäre ganz unerträglich vor lauter Enthusiasmus gewesen 🙂
Haha, Maike, da hast du natürlich auch wieder recht!
Ich möchte das unterschreiben.
🙂
So richtig!_____________________________________
hier unterzeichnen
Danke für die kritische Auseinandersetzung mit dem Thema. In vielen Blogs liest man ja mittlerweile von nichts anderem mehr (in etwa »Die besten Tipps wie Du beim Reisen Geld verdienst«)… Ich stelle mir immer die Frage, auf wie viele von den Lesern das zutrifft? Wie viele denken darüber nach, alles stehen und liegen zu lassen, Familie und Freunde auf die Seite zu schieben und für eine unbegrenzte Zeit (oder für immer) abzudüsen? Und wie viele machen es dann auch? Mir ist es außerdem etwas suspekt, sich digitaler Nomade zu nennen und den Lebensstil im eigenen Blog stets zu loben, nie jedoch die Schattenseiten zu beleuchten. In diesem Sinne, danke.
Hi Katja, gerne! Ich möchte nicht über den Lebensstil urteilen (den ich ja in Teilen auch lebe). Nur die missionarische Verkündigung geht mir auf die Nerven.
Danke – super Artikel! Ausserdem sollte man beim unterwegs sein auch nie vergessen wirklich zu reisen, manchmal die Fotoausrüstung im Gästehaus zu lassen und einfach nur geniessen tut auch gut, einige Tage ohne Wi-Fi zu verbringen, um das gehts doch irgendwie auch beim reisen…danke für den ehrlichen Bericht! Lieber Gruss, Martin
Hey Martin, es fällt mir tatsächlich schwer, das Internet auszuschalten, wenn es da ist. Umso besser ist es, wenn es einfach keines gibt… 🙂 Die Kamera hab ich aber immer dabei…
Danke! Wie oft hatte ich bei manchem Blogs schon das gleiche Gefühl… als würde man mich dazu bewegen wollen, dass ich hier alles liegen und stehen lasse. Ja, manchmal ist mir danach, und eine Zeit lang könnte ich das sicher auch genießen. Aber was kommt dann? Nach einem halben Jahr in Hamburg habe ich meine Freunde und Familie so vermisst, das ich drei Monate später zurück nach Nürnberg gezogen bin. Und wenn das nach einem geilen Jahr auf Reisen, das ich mir zum Beispiel in Südostasien problemlos auch leisten könnte, auch so ist? Dann komme ich zurück und muss die Freundschaften neu beleben, mich selbst neu einleben und am wichtigsten: ich würde bei einer Neueinstellung im gleichen Bereich ca 800 Euro pro Monat (!!) weniger verdienen. Sorry, da bleibe ich lieber und investiere die 800 Euro in Reisen!
Hi Naninka, die Idee beim Digitalen Nomaden ist ja grundsätzlich, nicht wieder nach einem Jahr zurück zu kommen. Und das ist sicher nicht für alle das Richtige, genauso wenig wie es ein Jahr Weltreise ist… 🙂
Digitale Nomaden sind NICHT frei! Ich weiß, es wird Gebetsmühlenartig wiederholt, immer und immer wieder. Ich selbst verdiene mein Geld im Web und habe auch einmal davon geträumt mit dem Laptop um die Welt zu ziehen. Mittlerweile nicht mehr.
1. Du bist primär auf der Suche nach dem Web. Egal wo du hinkommst, die erste Sorge ist, wo finde ich Zugang zum Web. Finde ich keinen, habe ich ein Problem. Das kann je nach Gegend zum überlebenswichtigen Stressproblem werden.
2. Du verkaufst deine Seele. Um heutzutage mit einer reinen Reisewebsite überleben zu können, landest du unweigerlich irgendwann bei Vermarktungsformen die dir viel Fantasie abfordern um abends noch in den Spiegel sehen zu können. Du schreibst dann nämlich sehr schnell nicht mehr worüber du schreiben willst, sondern worüber deine Kunden geschrieben haben wollen und von da ist es bis zur Schleichwerbung und dem Linkverkauf nicht mehr weit. Ende mit Freiheit!
3. Du kannst nicht abschalten – Niemals! Bist du im Urlaub kannst du machen was du willst. Arbeitest du, geht das eben nicht. Arbeitest du auf Reisen und im Web, arbeitest du immer. 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr. Es gibt keine Auszeit mehr, denn die kannst du dir gar nicht leisten und irgendwann kannst du gar nicht mehr abschalten, selbst wenn das Geld reichen würde.
Mag sein, dass es ein paar Leute gibt, die einen solchen Lebensstil mögen und wer seine Seite in englischer Sprache schreibt und international vermarktet hat sicher mehr Luft als ein rein deutschsprachiger Blog, aber für die meisten Menschen ist so ein Lebensstil einfach nicht geeignet. Ich persönlich genieße den Luxus, Zuhause einen festen Arbeitsplatz mit einem großen Schreibtisch zu haben, anstatt ständig den Laptop auf den Knien zu balancieren. Auf Reisen die Fotos für meine Seiten zu machen, ist schon Stress genug.
Gerhard
Hi Gerhard,
da hat jeder bestimmt unterschiedliche Schmerzgrenzen… Danke für die Schilderung von deiner!Danke, dachte schon das lese ich nirgends mehr. Ich sehe berufsmäßiges Reisebloggen auch nicht als Befreiung. Bloß ein mobiles Hamsterrad. Und irgendwie widersprüchlich, diese werbefinanzierten Aussteigerstories.
Danke für den etwas anderen Blick auf das digitale Nomadentum. Du hast wichtige Punkte angesprochen über die es lohnt nachzudenken. Freund, Freunde und Familie zu verlassen ist nicht zu unterschätzen, auch wenn gute Freundschaften die Distanz problemlos überleben. Selbst Menschen, die einfach nur oft umgezogen sind, merken wie sich Freundschaften ändern, wenn man nicht mehr am gleichen Ort wohnt.
Hallo Sonya, danke für dein Kommentar!
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