Wadi Hal­fa ver­lie­ßen Ian der Ire (Histo­ry), Mike (Busi­ness) und ich (Stu­dent, das sind unse­re Berufs­an­ga­ben bei den Behör­den­re­gis­trie­run­gen) in einem wun­der­voll deko­rier­ten neu­en chi­ne­si­schen Bus, und fah­ren auf der chi­ne­sisch sau­ber asphal­tier­ten Stra­ße am Nil ent­lang nach Don­go­la. Lei­der sit­ze ich an der fal­schen Sei­te, und des­we­gen sehe ich die Land­schaft wech­seln von grau-depri­mier­ter Fels­wüs­te zu gelb-ver­brann­ter Wüs­ten­ebe­ne, ohne irgend­ei­ne Art von Vege­ta­ti­on oder Leben. Eine ein­zi­ge ver­las­se­ne Hüt­te, das ist das High­light. Ich stu­die­re „The New Pen­gu­in Histo­ry of the World“, die ich im Iran von einem bel­gi­schen Rad­fah­rer geschenkt bekom­men habe. 1250 Sei­ten, da hab ich noch ne Wei­le Lese­stoff…

Fünf Stun­den spä­ter in Don­go­la brin­gen wir die Schweiß­drü­sen gehö­rig in Schwung und mar­schie­ren, eskor­tiert von einem retar­dier­ten Jugend­li­chen, ein paar Kilo­me­ter zum Lord Hotel, dem Tipp der zehn Zei­len zu die­ser Stadt im Sudan-Lonely-Pla­net. Hier soll es zumin­dest eine Dusche geben, im Gegen­satz zu unse­rer Unter­kunft in Wadi Hal­fa, wo es kei­nen unnö­ti­gen Luxus wie flie­ßen­des Was­ser gab. Nun, die­se Dusche, direkt über dem Plumps­klo mon­tiert, gibt tat­säch­lich hin und wie­der etwas Was­ser­ähn­li­ches ab – die im Matsch um die Füße wuseln­den Kaker­la­ken und der Duft von gam­meln­den Fäka­li­en run­den das Well­ness-Erleb­nis wun­der­sam ab.

“The rela­xed town of Don­go­la is full of cha­rac­ter and boast good amen­i­ties” fin­det der Autor des zwan­zig­sei­ti­gen Rei­se­füh­rer­chens, doch irgend­wie ist es ein­fach heiß, stau­big, unüber­sicht­lich und der mit­samt Grä­ten in Stü­cke gehack­te und frit­tier­te Nil-Fisch ist ziem­lich müh­sam zu puh­len. Ein biss­chen spa­zie­ren wir am Fluß durch die Fel­der, und schwit­zen uns im Schat­ten eines tro­cke­nen Bau­mes durch den flir­ren­den Mit­tag.

Einen Ort wei­ter den Nil hin­auf, er nennt sich Kari­ma, bestei­gen wir zum Son­nen­un­ter­gang einen ehe­mals hei­li­gen Fel­sen und fla­cken etwas bei einer Grup­pe von klei­nen spit­zen Pyra­mi­den ab. Beim abend­li­chen Spa­zier­gang durch die Pal­men­hai­ne zum Nil am nächs­ten Tag wer­den wir von einem lus­ti­gen Leh­rer zu Tee, Kek­sen und Dat­teln ein­ge­la­den, Mike ver­treibt uns und den Suda­ne­sen die Zeit mit Zeich­nun­gen von Tie­ren, die er mal geges­sen hat. Ich füge den armen Frosch hin­zu, des­sen Schen­kel mal in Thai­land auf mei­nem Tel­ler lan­de­ten.

Komi­scher­wei­se macht die Rei­se­rei im Sudan (auch wenn es manch­mal viel­leicht anders klingt) durch­aus Spaß! Ein Erleb­nis ist es alle­mal, und die Leu­te sind freund­li­che Zeit­ge­nos­sen. Und was die Unter­künf­te angeht: Für zwei Euro pro Nacht kann man wohl auch nicht all­zu­viel Luxus erwar­ten… 🙂

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  1. Avatar von Imam
    Imam

    Das erstickt jeg­li­che auf­kom­men­de Nobem­ber-Depri-Stim­mung im Keim – ein­fach köst­lich dei­ne sehr anschaulichen,lebendigen Schil­de­run­gen – alle mei­ne Sin­ne und vor allem mei­ne Lach­mus­keln sind stark bean­sprucht..
    Eigent­lich braucht´s nicht wirk­lich viel, um glück­lich zu sein, oder? Total schön dich zu beglei­ten!!!! 🙂

  2. Avatar von HJK
    HJK

    Mir gefäl­le es, mit Dir unter­wegs zu sein. Wie hät­te ich sonst Gele­gen­heit dort­hin zu kom­men. So macht auch das Duschen Spass. Alles Gute ITAV

    1. Avatar von klys

      das duschen macht dir sicher mehr spass als mir 😀

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