Das Ende der Erinnerung

Das Smart­phone ist auf Rei­sen zum stän­di­gen Beglei­ter gewor­den. Das ist fatal. Wir ver­ler­nen eine Fähig­keit, die das Leben erst sinn­voll macht.

Vor eini­gen Jah­ren, also unge­fähr mit 19, hat­te ich plötz­lich das Ver­lan­gen, wie­der in die Ber­ge zu fah­ren – so wie frü­her als Kind. Ich frag­te zwei Freun­de, die noch nie 1000 Höhen­me­ter an einem Tag irgend­wo hin­auf­ge­stie­gen waren, und sie fan­den die Idee sofort ziem­lich stark. Seit die­sem Som­mer vor eini­gen Jahr fuh­ren wir jedes Jahr in die Ber­ge, jedes Mal in leicht wech­seln­der Beset­zung.

Eigent­lich ist ein Urlaub in den Ber­gen, so wie wir ihn angin­gen, eine aus­ge­spro­chen ein­fa­che Unter­neh­mung: Man läuft den gan­zen Tag von einer Hüt­te zur nächs­ten, ras­tet und trinkt zwi­schen­durch, abends geht man um 21 Uhr schla­fen, und mor­gens ist man um 6 Uhr wie­der auf den Bei­nen. Auf den Pfa­den und Stei­gen im Hoch­ge­bir­ge lenkt nichts den Geist ab, das Gan­ze hat etwas Medi­ta­ti­ves, was mei­ner Ansicht nach wenig mit dem neu­mo­di­schen Medi­tie­ren der Groß­städ­ter in ihren stil­si­cher ein­ge­rich­te­ten Alt­bau­woh­nun­gen zu tun hat.

Ich habe die Aben­de auf den Berg­hüt­ten immer als etwas unglaub­lich Erfül­len­des erlebt. Wir sind den gan­zen Tag mar­schiert, oft feg­te uns stun­den­lang der Regen ins Gesicht. Aber abends saßen wir in einem vom offe­nen Feu­er gewärm­ten Gast­raum, aßen Schnit­zel mit Kar­tof­feln, tran­ken Rad­ler, und der Kopf glüh­te im war­men Däm­mer­licht der Stu­be. Man fühl­te sich auf eine höchst erhol­sa­me Art voll­kom­men erschöpft. Dann kam der Som­mer in den Ort­ler Alpen.

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Auch in die­sem Jahr in Süd­ti­rol saßen wir nach einem lan­gen Wan­der­tag abends auf der Hüt­te an einem rus­ti­ka­len Holz­tisch in der Run­de und bestell­ten Essen und Rad­ler und manch­mal auch einen Obst­ler. Doch etwas war anders. Auf­grund eines beson­de­ren Ange­bots der Tele­kom war es mög­lich, in einem EU-Land sei­ner Wahl kos­ten­los im Inter­net zu sur­fen.

Wir saßen also bei­sam­men, und der eine schrieb mit sei­ner Freun­din bei What’s App, der ande­re ver­folg­te den Bun­des­li­ga-Live­ti­cker, und der drit­te über­flog alle fünf Minu­ten die Face­book-Time­line. Die Smart­phones, die meist auf dem Tisch lagen, wirk­ten wie Gra­vi­ta­ti­ons­punk­te, denen sich die Hän­de immer wie­der näher­ten. Sie zogen die Auf­merk­sam­keit der Anwe­sen­den unter­schwel­lig auf sich wie eine Dro­ge, von der man nicht die Fin­ger las­sen kann.

Aus heu­ti­ger Sicht scheint es mir, als hät­ten wir an die­sen Aben­den auf den Hüt­ten nicht wirk­lich mit­ein­an­der gespro­chen im Sin­ne von: etwas aus­ge­tauscht. Man sagt etwas, der ande­ren nimmt es auf, denkt nach, kommt zu einem Gedan­ken und gibt die­sen zurück – und dar­aus ent­steht die­se dich­te, bedeu­ten­de Stim­mung, die in dem ganz bestimm­ten Moment etwas zwi­schen Men­schen ver­än­dert. Unse­re Aben­de aber blie­ben sta­tisch.

Ein­mal spiel­ten wir Mensch ärge­re dich nicht. In die­ser Stun­de, in der wir unse­re vol­le Auf­merk­sam­keit dem unvor­her­seh­ba­ren Reiz des Wür­fel­spiels wid­me­ten, ver­fie­len wir in Begeis­te­rung. Die Tem­pe­ra­tur am Tisch stieg. Doch schon nach kur­zer Zeit kehr­ten wir zurück zu unse­ren kurz­sil­bi­gen Gesprä­chen, und die Auf­merk­sam­keit ging weg vom Tisch in einen Raum, der woan­ders lag als die hei­me­li­ge Schank­stu­be der Hüt­te.

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Mit einem gewis­sen Bedau­ern blick­te ich, der noch eine Woche in den Ber­gen blieb, auf die ver­gan­ge­ne Woche in unse­rer alten Wan­der­grup­pe zurück. Irgend­et­was hat­te gefehlt, ich spür­te eine dump­fe Ernüch­te­rung und gleich­zei­tig eine anhal­ten­de Sehn­sucht nach Momen­ten, die nicht ein­ge­tre­ten waren und deren Chan­ce auf bal­di­ge Wie­der­ho­lung in unbe­stimm­ba­rer Fer­ne lag.

Als ich mich am Ende mei­ner Rei­se von Sul­den auf den Heim­weg mach­te, die Nach­mit­tags­son­ne satt ins Tal schien und ich grund­los bes­ter Stim­mung war (noch am Mor­gen hat­te ich auf dem Gip­fel des Ort­ler gestan­den), fiel mir ein Text in die Hän­de, der die Gedan­ken aus­for­mu­lier­te, die ich nur vage im Kopf hat­te.

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Chris­toph Scheu­er­mann schrieb im SPIEGEL fol­gen­de Sät­ze:

»All­mäh­lich begann sich etwas zwi­schen mir und mei­nen Freun­den zu ver­schie­ben. Wir wur­den unge­dul­di­ger, unkon­zen­trier­ter mit­ein­an­der, wenn wir uns sahen, viel­leicht in der Befürch­tung, etwas zu ver­pas­sen, was par­al­lel im Inter­net pas­siert. Wir stell­ten ein­an­der weni­ger Fra­gen, denn unse­re Leben syn­chro­ni­sier­ten sich ja online. Noch ein Effi­zi­enz­ge­winn. Ich fra­ge mich, was wir mit der gespar­ten Zeit gemacht haben. Unse­re Spra­che wur­de kurz­at­mi­ger, wir rutsch­ten in Super­la­ti­ve ab – irre, krass, Wahn­sinn, geil. Die Zwi­schen­tö­ne aber, die Selbst­iro­nie, die Zwei­fel, die­se schö­ne, alber­ne Melan­cho­lie nach drei, vier Stun­den Plau­dern, all das, auf dem Ver­trau­en wächst und spä­ter viel­leicht Freund­schaft, wur­de sel­te­ner.«

Ich glau­be nicht, dass sich der Wert unse­rer Freund­schaft durch die Rei­se nega­tiv ver­än­dert hat. Freund­schaft heißt, dass man, auch wenn man sich ein hal­bes Jahr nicht gese­hen hat, so offen und unver­stellt mit­ein­an­der reden kann, als sei kein Tag ver­gan­gen. Ohne auf die eige­ne Rol­le zu ach­ten, auf das Bild, das man sich über die Jah­re von sich selbst gemacht hat. Unse­re Rei­se in die Ber­ge war gemes­sen an die­sem Ide­al mit Sicher­heit kein Aus­fall nach unten – aber was, wenn es immer so blie­be?

Heu­te zweif­le ich manch­mal, ob die Leu­te mei­ne Beden­ken zu Smart­phones über­haupt nach­voll­zie­hen kön­nen. Und es wur­de schon so viel über die Aus­wir­kun­gen des Inter­nets gesagt, dass man es nicht mehr hören kann (und dazu wird eine gan­ze Men­ge Schwach­sinn gesagt, was es nicht gera­de leich­ter macht). Aber mitt­ler­wei­le glau­be ich, dass uns etwas abhan­den kommt: die vol­le Prä­senz in der phy­si­schen Gegen­wart, eine urmensch­li­che Fähig­keit und Not­wen­dig­keit auf dem Weg zu einer erfüll­ten Exis­tenz.

Die immer nur kurz­fris­ti­ge, geteil­te und flüch­ti­ge Auf­merk­sam­keit der mobi­len Inter­net­nut­zung zer­stört die Fähig­keit, einen Moment im Leben voll und ganz wahr­zu­neh­men. Sie zer­stört damit auch die Fähig­keit, über­haupt Erin­ne­run­gen zu pro­du­zie­ren und, ganz all­ge­mein, bewusst zu leben. Die Ver­gan­gen­heit wird so zu einem vagen Dunst. Man erkennt im Rück­blick nicht mehr klar, was man über­haupt erlebt hat.

Erstaun­li­cher­wei­se glau­ben die Men­schen, dass sie mit ihrem Smart­phone ganz vie­le Erin­ne­run­gen ein­fan­gen und tei­len – das Gegen­teil ist der Fall.

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Antworten

  1. Avatar von Anja

    Hal­lo Phil­ipp,

    dan­ke für den Arti­kel. Ich war die­ses Jahr nach acht Jah­ren Pau­se wie­der in Indi­en und ich war erstaunt, wie sehr sich durch das WLAN auch die Atmo­sphä­re in den Hos­tels ver­än­dert hat. Hat man nicht frü­her mit den ande­ren Rei­sen­den gequatscht? Nun sitzt jeder vor sei­nem Smart­phone. Spoo­ky.

    Es gibt kaum noch Inter­net­ca­fés. Eben weil es über­all WLAN gibt.
    Restau­rants die kein WLAN anbie­ten blei­ben leer.

    Ich hat­te mein Smart­phone bewusst Zuhau­se gelas­sen. Bis kurz vor dem Abflug habe ich noch gezö­gert. Es fühl­te sich an, als wür­de mir die rech­te Hand feh­len 😉

    Any­way: bes­te Ent­schei­dung ever.

    Nach­teil: Mails müs­sen in abge­rock­ten und oft ziem­lich lau­ten Inter­net­ca­fés beant­wor­tet wer­den.

    Fazit: Am bes­ten in inter­net­freie Regio­nen rei­sen,
    wenn man wirk­lich, wirk­lich run­ter kom­men will oder eben: Dis­zi­plin.

    Schö­ne Grü­ße,

    Anja

  2. Avatar von Jasmin

    Sehr schö­ner Bei­trag! Allein die Bil­der sind beein­dru­ckend aber der Text regt wirk­lich zum nach­den­ken an. Ich habe erst seit Okto­ber 2014 ein Smart­phone und hat­te es im Dezem­ber auf mei­ner Marok­ko Rei­se 2014 dabei gehabt, es aber kaum genutzt – und das unab­sicht­lich. Klar hab ich mal paar Bil­der gemacht und war abends kurz im Face­book aber ver­brin­ge die Zeit auf Rei­sen doch lie­ber off­line! Als ich 2013 in Thai­land war, muss ich aber geste­hen das ich ziem­lich of im Inter­net war (im Hos­tels gibt es ein­fach IMMER kos­ten­lo­ses Wifi und Inter­net­ca­fés sind halt auch ein­fach güns­tig), da bin ich aber auch allei­ne gereist und habe neben­bei gebloggt, damit mei­ne Lie­ben daheim auf dem Lau­fen­den sind. Im nach­hin­ein find ich das aber auch schwach­sin­nig 😀 Fin­de es jeden­fall sehr gut das du die­sen Bei­trag geschrie­ben hast!

    Lie­be Grü­ße und einen schö­nen Sonn­tag dir noch 🙂

    1. Avatar von Philipp Laage

      Ich blog­ge nie von unter­wegs, ein­fach weil sich vie­le Gedan­ken erst set­zen müs­sen.

  3. Avatar von Hendrik Ferneding
    Hendrik Ferneding

    Hal­lo lie­ber phil­ipp,

    ich muss dir lei­der in einem punkt wider­spre­chen. der wan­del im mit­ein­an­der, den du beschreibst. der ist im vol­len gan­ge und wird wei­ter­ge­hen. viel wei­ter, als dass wir uns das heu­te vor­stel­len kön­nen. vor über 2.000 jah­ren gab es an den grie­chi­schen uni­ver­si­tä­ten einen sehr üblen streit zwi­schen den men­schen über eine neue erfin­dung, die den men­schen das ler­nen erleich­ter­te. durch papy­rus muss­ten die men­schen nicht mehr so viel wis­sen aufnehmen/​auswendig ler­nen, son­dern konn­ten es neben sich spei­chern. phy­si­ka­lisch aula­gern wür­de man heu­te wohl sagen. damals wur­den ähn­li­che gedan­ken geäus­sert, die du jetzt anführst. ja, ich den­ke wir wer­den eigen­schaf­ten ver­lie­ren! aber wir wer­den ande­re gewin­nen, wir wer­den viel mehr wis­sen mit­ein­an­der ver­net­zen, als es uns der­zeit oder jemals in unse­rer ver­gan­gen­heit mög­lich war. aber wie beim papier und spä­ter beim buch­druck in mei­nen augen eine gro­ße berei­che­rung statt­ge­fun­den hat, wer­den die men­schen nach uns auch ihr leben durch die tech­ni­schen mög­lich­kei­ten als berei­chert anse­hen. sie wer­den nicht mehr so sein wie wir es sind, aber sie wer­den so emp­fin­den.

    1. Avatar von Philipp Laage

      Das sind für mich zwei Ebe­nen: die tech­ni­schen Mög­lich­kei­ten, die das Inter­net bie­tet und die zwei­fel­los außer­ge­wöhn­lich toll sind, und die sozia­le Pra­xis, wie die­se Mög­lich­kei­ten genutzt wer­den. Der Fehl­schluss ist zu glau­ben, dass das, was tech­nisch geht, auch prak­tisch umge­setzt wer­den muss (in vie­len Berei­chen).

      Was ganz ent­schei­dend ist: Wis­sen hat nichts mit Erfah­rung zu tun. Erkennt­nis­se (und nicht rei­nes Fak­ten­wis­sen) über und Bewusst­wer­dung von Umstän­den, unter den wir oder ande­re leben, ent­ste­hen erst durch Pra­xis und nicht durch Theo­rie. Du kannst, ein­fach gesagt, 5 Mil­lio­nen Web­sites gele­sen haben und trotz­dem kei­ne Ahnung von der Wirk­lich­keit haben.

  4. Avatar von Nora

    Inter­es­san­te Gedan­ken… Ich mer­ke das sel­ber auch. Auf Rei­sen ist es mir am liebs­ten, wenn man gezielt abends kurz Mails etc. checkt, aber dann das Han­dy wie­der weg legt… Abends in den Hos­tels traut man sich kaum, jeman­den anzu­spre­chen, weil alle nur an ihren Han­dys hän­gen.…

  5. Avatar von wanderdu.de via Facebook

    Ich seh‹ eigent­lich kei­nen Nach­teil dar­in, dass das Smart­phone ein stän­di­ger Beglei­ter auf Rei­sen ist. Es ist doch eher von Vor­teil. Wenn man stän­dig damit rum­spie­len muss liegt das eher an der eige­nen Dis­zi­plin als am Smart­phone. Ich muss sagen dass ich die beschrie­be­nen Pro­ble­me noch nicht hat­te.

    1. Avatar von Philipp Laage

      Wo genau liegt denn der Vor­teil dar­in, auf Rei­sen stän­dig sein Smart­phone in der Hand zu haben und die Umge­bung nach dem nächs­ten Hin­weis auf »free wifi« zu scan­nen?

    2. Avatar von Markus

      Puh, das kann ich Dir man­gels Erfah­rung lei­der nicht sagen. »Stän­di­ger Beglei­ter« habe ich jetzt so inter­pre­tiert, dass man das Han­dy nicht zwangs­läu­fig wie die Leu­te in Dei­nem Arti­kel in der Hand haben muss, son­dern auch ein Her­um­tra­gen in der Tasche mög­lich ist. Sor­ry für das Miss­ver­ständ­nis!

  6. Avatar von Sabine von Ferngeweht

    Vie­len Dank für die­sen Arti­kel, er spricht mir aus der See­le! Wobei das, was Du beschreibst, ja kein Phä­no­men nur auf Rei­sen ist: Bei jedem Tref­fen in der Knei­pe oder im Restau­rant zücken alle per­ma­nent ihre Han­dys statt sich auf das Gespräch mit ihrem Gegen­über zu kon­zen­trie­ren. Ich habe auch ein Smart­phone und nut­ze es, wenn ich allein bin. Im Urlaub hin­ge­gen bleibt das Ding bewusst zu Hau­se. Ging frü­her auch ohne – genau­so wie heu­te. Ich habe eine Kame­ra und einen Rei­se­füh­rer mit, und für den Kon­takt nach Hau­se ein­mal in der Woche gibt es (noch) Inter­net­ca­fés. Sich auf das Hier und Jetzt zu kon­zen­trie­ren und es zu genie­ßen, ist eine Fähig­keit, die vie­len lei­der abhan­den­ge­kom­men ist.

  7. Avatar von Madlen

    Genau die­ses Gefühl ver­mis­se ich inzwi­schen auch auf mei­nen Rei­sen. Und habe selbst meist die Tech­nik im Gepäck. Aber nicht nur ich habe mich lei­der ver­än­dert und damit auch mei­ne Art, Rei­sen wahr­zu­neh­men und zu erle­ben. Auch die Welt hat sich ver­än­dert. Erst am Wochen­en­de war ich im ecua­do­ria­ni­schen Urwald unter­wegs – ohne Lap­top, Han­dy und Strom. Dann kam ich in einem klei­nen Kich­wa-Dorf mit jun­gen Men­schen ins Gespräch, die sich über unse­ren Besuch sehr freu­ten. Zum Abschied frag­ten sie uns zöger­lich, ob wir denn auf Face­book sei­en. Jetzt habe ich wie­der ein paar FB-Freun­de mehr, aus einer Gegend Ecua­dors, von der ich mir auf mei­ner Rei­se vor 16 Jah­ren noch nicht mal vor­stel­len konn­te, dass sie in abseh­ba­rer Zeit über­haupt ein Tele­fon haben wür­den… LG, Mad­len

    1. Avatar von Philipp Laage

      Um mit Leu­ten in Ver­bin­dung zu blei­ben, mit denen man es ohne Inter­net nicht könn­te, ist das Netz unge­schla­gen. Aber hier geht es um etwas ande­res.

  8. Avatar von Hans-Dieter Knebel
    Hans-Dieter Knebel

    Schö­ner Bei­trag,
    es ist wie mit allem: Nut­ze ich sinn­voll die mir gege­be­nen Mög­lich­kei­ten, oder mache ich mich zum Skla­ven. Abhän­gig­kei­ten und unselb­stän­di­ges Den­ken üben halt einen gro­ßen Ein­fluss auf die Mehr­heit aus. Aben­teu­er erle­ben wir nicht unbe­dingt auf Rei­sen (obwohl ich lei­den­schaft­lich ger­ne rei­se) son­dern im All­tag.
    Gegen den main­stream (Indus­trie­norm) anzu­ge­hen hält einen ganz schön auf Trapp und ist so span­nend wie die Karl-May-Aben­teu­er mei­ner Kind­heit.

    Ein­fach das Ding daheim las­sen.

    1. Avatar von Philipp Laage

      Die Auf­merk­sam­keit im All­tag geht ja lei­der auch ver­lo­ren.

  9. Avatar von Claudia Kazner

    »Das Ende der Erin­ne­rung« – mei­ne Asso­zia­ti­on bei die­ser Über­schrift: indem wir alles mit dem Smart­phone oder der Digi­tal­ka­me­ra fest­hal­ten, glau­ben wir Erleb­tes für die Ewig­keit fest­hal­ten zu kön­nen. Mehr und mehr ver­ler­nen wir, dass Erin­ne­run­gen im Kopf ent­ste­hen, indem wir den Moment bewusst erle­ben, ohne dabei direkt auf den Aus­lö­ser drü­cken zu müs­sen. Denn eine Erin­ne­rung braucht die Erfah­rung mit all unse­ren Sin­nen, nur so kön­nen wir die­se auch nach Jah­ren noch abru­fen. Oft hal­te ich inne, wenn ich wie­der ein­mal glau­be, der Augen­blick muss auch mit einem Foto ver­ewigt wer­den. Inso­fern und auch Dei­ner sehr gedan­ken­vol­len Beschrei­bung fol­gend stim­me ich Dei­nem Fazit voll und ganz zu!
    Vie­le Grü­ße
    Clau­dia

  10. Avatar von Mandy // Movin'n'Groovin

    Das hast du schön beschrie­ben. Ich fin­de, dass Smart­phones ein­fach in der Tasche blei­ben soll­ten, wenn man sich mit Freun­den trifft. Auf Rei­sen habe ich meins immer dabei, weil’s eben so prak­tisch ist und ich dar­auf vie­le nütz­li­che Din­ge gespei­chert habe.
    Aber ohne Inter­net geht auch mal. Letz­tes Jahr war ich 9 Tage in Nord­ko­rea unter­wegs mit Leu­ten, die ich bis dahin nicht kann­te. Am Ende der Rei­se sind ein paar wirk­lich gute Freund­schaf­ten ent­stan­den. Und ich bin mir sicher, das lag u.a. dar­an, dass wir ein­fach nicht »abge­lenkt« waren durch das Inter­net o.a. Spie­le­rei­en. Es gab abends nur das Hotel und uns, da ent­wi­ckel­te sich eine tol­le Grup­pen­dy­na­mik und eine gewis­se Krea­ti­vi­tät bei der Abend­ge­stal­tung. 😉 Die­se Momen­te feh­len mir tat­säch­lich manch­mal…

    1. Avatar von Philipp Laage

      Mei­ner Wahr­neh­mung nach hat es da schon eine Sen­si­bi­li­sie­rung gege­ben, zumin­dest in mei­nem Freun­des­kreis. Wenn man mit jeman­dem am Tisch sitzt und sich unter­hält, ist es ein sozia­les Unding, par­al­lel ein Gespräch mit jeman­dem über What’s App zu füh­ren. Das ist gut!

      Es hat natür­lich eine gewis­se Komik, wenn man in dem am meis­ten iso­lier­ten Staat der Welt bemerkt, wie schön es ist, eine Zeit ohne digi­ta­le Ablen­kung zu erle­ben. Das wäre sicher eine gute Geschich­te!

  11. Avatar von Ulrike

    Hal­lo Phil­ipp, da kann ich ja nur froh sein, dass ich schon so alt bin. Mir geht es schon, ganz ohne Alpen, auf den Geist, wenn man sich mit den Leu­ten, mit denen man gemein­sam unter­wegs ist, ein Bier trinkt und so, nicht unter­hal­ten kann, weil jeder auf sein Han­dy schaut und man lie­ber mit­ein­an­der twit­tert, obwohl man am glei­chen Tisch sitzt. Viel­leicht ist das, was du beschreibst, etwas, was vie­le mehr oder weni­ger unbe­wusst füh­len. UNd des­halb ist der Zulauf zu Medi­ta­ti­ons­grup­pen so groß.
    Dan­ke für den Denk­an­stoß!
    Ulrie

    1. Avatar von Philipp Laage

      Ich fin­de die­se Situa­ti­on, die du beschreibst, wirk­lich ganz ein­fach schreck­lich. Ob man des­we­gen gleich medi­tie­ren muss, bleibt sicher jedem selbst über­las­sen. Lie­be Grü­ße!

  12. Avatar von Wir lieben Reisen via Facebook

    Es ist wahr! Trotz­dem, ich den­ke man soll­te nicht der Tech­nik die Schuld geben. Frü­her wur­den Zei­tun­gen gele­sen oder der TV fla­cker­te im Hin­ter­grund.

    Wenn ich mit einem lie­ben und inter­es­san­ten Men­schen am Tisch sit­ze, dann spiel ich nicht mit dem Smart­phone rum – es sei denn das was ich online schau­en will ist mir wichtiger/​interessanter als mein Gegen­über. Und das ist mei­ner Mei­nung nach der Punkt..

    Ich den­ke nie­mand zieht das Smart­phone raus wenn einem der bes­te Kum­pel gera­de erzählt, dass ihn sei­ne Freun­din ver­las­sen hat oder man mit einem alten Schul­freund gera­de in den Erin­ne­run­gen über den Schul­aus­flug nach Ams­ter­dam schwelgt..

    Wenn das Smart­phone gezückt wird, ist das Gespräch ein­fach zu lahm und wenn man sich schon lang­weilt, dann wenigs­tens online!

    1. Avatar von Philipp Laage

      Ich glau­be nicht, dass es so ein­fach ist. Die Erzäh­lung von der Tren­nung des bes­ten Kum­pels mag ein Extrem­fall sein. Aber zu sagen, man beschäf­tigt sich mit dem Smart­phone, also muss das Gespräch lang­wei­lig sein – das ist eben der Feh­ler. Jedes Gespräch hat Län­gen, man braucht Denk­pau­sen, man muss dem ande­ren ent­ge­gen­kom­men, die Fäden ord­nen, einen wie­der auf­grei­fen. Nur so ent­ste­hen wert­vol­le Gesprä­che. Das braucht Kon­zen­tra­ti­on und Prä­senz. Das Smart­phone ist immer der leich­te Aus­weg, wenn das Gespräch mal »hakt«.

  13. Avatar von Ilona

    Schö­ner Text. Ich ver­ste­he dich zu gut!
    ich besit­ze gar kein Smart­phone. Und ich möch­te mir auch kei­nes zule­gen, da ich die Idee, stän­dig online sein zu kön­nen, nicht sehr erstre­bens­wert fin­de. Natür­lich den­ke ich mir manch­mal: JETZT wür­de ich ger­ne nach­se­hen kön­nen, ob der Zug pünkt­lich fährt oder wie die Stra­ßen­bah­nen fah­ren etc. Aber im End­ef­fekt gehts doch auch ohne. Rei­sen sind für mich per se inter­net­freie Zei­ten.

    Ich hab schon erlebt, dass es Leu­ten im Urlaub echt die Stim­mung ver­saut hat, weil sie sich im Hotel nicht ins Wlan ein­log­gen konn­ten. Nicht, weil sie drin­gend etwas hät­ten nach­schau­en kön­nen – das kön­nen die Herr­schaf­ten an der Rezep­ti­on schließ­lich auch – son­dern ein­fach aus Prin­zip, weil man ein Smart­phone dabei hat und damit ja ins Inter­net kön­nen *muss* Wozu hat man es schließ­lich?!?!

    Eine gro­ße Gefahr der SMS- und Chat-Kom­mu­ni­ka­ti­on ist für mich – das sehe ich lei­der häu­fig, da ich von vie­len mei­ner Freun­de weit ent­fernt woh­ne – dass vie­les falsch ver­stan­den wird und Miss­stim­mun­gen und Strei­tig­kei­ten auf­tau­chen, wo kei­ne nötig wären.

    Ich bin ein alt­mo­di­scher und weit­ge­hend ana­log agie­ren­der Mensch. Ich habe Kar­ten aus Papier (auch wenn ich inzwi­schen Besit­zer eines GPS-Geräts bin), schrei­be Brie­fe, male mir Stadt­plä­ne auf einen Zet­tel und bin furcht­bar froh, mit mei­nen Freun­den noch die­se alt­mo­di­schen For­men der Kom­mu­ni­ka­ti­on zele­brie­ren zu kön­nen.

    1. Avatar von Philipp Laage

      Wahr­schein­lich ist ein gesun­der Mix aus bei­dem – ana­log und digi­tal – am bes­ten.

    2. Avatar von Ilona

      DA hast du aller­dings Recht. Vll. muss ich dazu auch sagen, dass ich das Smart­phone gera­de des­halb nicht habe, weil ich selbst befürch­te, es stän­dig zu zücken und dass es ein gewis­ses Sucht­po­ten­ti­al für mich ent­wi­ckeln könn­te. Mei­ne ana­lo­ge Her­an­ge­hens­wei­se ist also eher der Tat­sa­che geschul­det, dass ich fürch­te, anfäl­lig für das Gegen­teil zu sein 😉

      Wenn mein GPS-Gerät eine App für den öffent­li­chen Ver­kehr hät­te, wär ich aber nicht dage­gen 😉

    3. Avatar von Florian Blümm

      Ich habe auch kein Smart­phone, noch nie gehabt und auch kein Kauf­wunsch, spä­tes­tens nach die­sem Arti­kel 😉

      Fehlt mir nicht, brauch ich nicht, muss nicht sein, ver­lier ich eh nur.

      Für so etwas wie Zug­ver­spä­tung habe ich einen Kind­le Key­board 3G mit welt­wei­tem Inter­net. Der ist beim Brow­sen so grot­tig lang­sam, dass ich mir das 5 Mal über­le­ge und das ist gut so 😉

      Ohne WIFI in der Unter­kunft wer­de ich aber auch gran­tig…

  14. Avatar von Uwe N. Philipp via Facebook
    Uwe N. Philipp via Facebook
  15. Avatar von Mel (worldwhisperer)

    Es ist immer scha­de wenn man mit Freun­den zusam­men sitzt die das Han­dy nicht aus der Hand legen kön­nen.
    Gra­de bei Berg­tou­ren kommt es auf die Ruhe an. Da las­se ich mein Han­dy immer im Ruck­sack, sogar meist aus­ge­schal­tet.
    Aber so ist es heut zuta­ge lei­der. Über­all Men­schen mit Smart­phones.

    1. Avatar von Philipp Laage

      Ist das eigent­lich wirk­lich ein Phä­no­men der letz­ten drei bis vier Jah­re? Schon, oder?

  16. Avatar von Tanja

    Hal­lo Phil­ipp,

    wirk­lich schö­ne Gedan­ken. Ich woll­te nicht ohne mein Smart­phone rei­sen, allein wegen der Kame­ra und eini­gen Apps, die ich wirk­lich gut und sinn­voll nut­ze, z.B. Wäh­rungs­rech­ner oder Aus­ga­ben­pla­ner. Extrem erhol­sam ist für mich aber schon, wenn plötz­lich kein Wlan da ist. Erst Ent­zug und dann purer Genuss. So ging es mir letz­tes Jahr in San­si­bar. Irgend­wann woll­te ich nicht mal mehr täg­lich ins Inter­net­ca­fe, weil es mal gut war, ohne zu sein.

    Vie­le lie­be Grü­ße
    Tan­ja

    1. Avatar von Philipp Laage

      Das ist inter­es­sant, täg­lich ins Inter­net­ca­fé. Wo man doch zuhau­se jeden Tag im Inter­net ist. War­um dann aus­ge­rech­net noch auf Rei­sen? Wo man für einen ver­gleich­bar sehr begrenz­ten Zeit­raum etwas um sich hat, dass man die nächs­ten Jahr so nicht wie­der um sich haben wird. Irre, oder nicht?

      Lie­be Grü­ße!

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